Gewinnspannen bei Privatem Handel

(Michael Schröpl)

Einleitung für die nächsten 16 Seiten Wertbestimmung für Spieler

Jeder United-GM, in dessen Ligasystem es privaten Handel gibt, wird früher oder später feststellen, daß zwei seiner Manager einen privaten Handel abschließen, bei dem ihm nicht ganz wohl zumute ist. Da werden Spieler getauscht, bei denen sich der GM nicht so recht vorstellen kann, wie beide Spieler von diesem Handel profitieren können. Und eigentlich sollten sie dies ja - andernfalls würde der eine Verein dem anderen etwas schenken. Schenkungen sind jedoch nicht im Sinne der Spielidee; einerseits verzerrt eine Schenkung den Wettbewerb, in dem sich die Konkurrenz verschaukelt vorkommt ("Wie sollen wir gegen diesen Mauschelverein denn mit fairen Mitteln überhaupt mithalten können?"), und andererseits wird der spendable Handelspartner-Verein oft so stark geschädigt, daß sein baldiges Ableben zu befürchten ist (vorher steigt der Manager natürlich aus, und ein armer, unschuldiger Standby muß den Schrotthaufen bis zum bitteren Ende betreuen).

Irgendwie glauben wir also, daß es für den reibungslosen Ablauf von United von Vorteil wäre, wenn kein 'Pfuschhandel' ablaufen würde. (Ich will hier die Story von dem Manager, der seine drei Dummy-Mannschaften von seiner Oma, seinem Hund und seinem linken Turnschuh betreuen ließ, nicht in allen Details wiederholen.) Neben den offensichtlichen Ausschlachtung zugunsten des lieben Nachbars, der sich dafür dann im nächsten Ligasystem erkenntlich zeigt, gibt es die nicht weniger ärgerlichen Handel zwischen dem mit allen Wassern gewaschenen Profi und dem blutigen Anfänger, der drei XY III 6 für seinen X I 10 aufgeschwatzt bekommt und sich auch noch über die vielen 'gewonnenen' WP freut.

In einigen Ligasystemen hat sich daher die Einsicht durchgesetzt, daß der Spielleiter bei 'offensichtlichem Ungleichgewicht' eines privaten Handels 'einschreiten', d. h. den Handel untersagen kann. In diesem Heft wird auch ein Fall beschrieben, in dem der Spielleiter von einem Handelspartner eine höhere Kj-Zahlung verlangte, um den Handel insgesamt ausgewogener zu gestalten. Setzen wir erst einmal voraus, daß der GM tatsächlich in der Lage wäre, mit scharfem Blick einen solchen Handel zu erkennen. Dann müßten wir ihm, wenn er sein Handwerk versteht, zutrauen, mit seiner neuen Macht maßvoll umzugehen. Denn wir wollen ja nicht verbieten, daß ein geriebener Feilscher aus seinem Gegenüber 50 kKj mehr herausschlägt, als unbedingt notwendig gewesen wäre. Das würde den Reiz des privaten Handels, nämlich daß jeder Spieler für jeden Verein einen prinzipiell unterschiedlichen und situationsabhängigen Wert besitzt, krass reduzieren. Andererseits darf der GM auch nicht ohne Nachzudenken 19% Differenz tolerieren und 20% unterbinden - wenn sich das herumspricht, dann machen zwei fiese Typen nacheinander fünf Handel mit jeweils 19% Differenz, und schon ist das Kind wieder in den Brunnen gefallen.

Nun denn - wir brauchen also nicht nur einen sehenden, sondern auch einen weisen GM für solch knifflige Entscheidungen. Weisheit habe ich nicht zu verkaufen; aber ich kann im folgenden mit der Konstruktionsanleitung für diverse Brillen und sonstige Sehinstrumente dienen, mit denen sich der GM einen Einblick in das undurchschaubare Chaos der Spielerwerte verschaffen kann.