Die Erschaffung neuer Materie

(Michael Schröpl)

Ungeachtet der subjektiven Brillen, durch die die jeweiligen Manager einen Spieler betrachten, könnte ein jeder Spieler theoretisch einen einzigen objektiven Wert besitzen. Wenn es diesen Wert gäbe, dann müßte man folgende Schußfolgerung ziehen:

"Entweder tauschen beide Partner identische Werte, oder einer der beiden Handelspartner macht bei dem Handel einen Verlust."

Diese Erkenntnis gleicht derjenigen, die für das 'reale' Leben gilt. Dort ist es nur natürlich, daß es unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse gibt, die sich ein Händler zunutze machen und dadurch seine Profite erzielen kann. In United ist allerdings der Sonderfall zu betrachten, daß alle Händler praktisch mit derselben Ware handeln und mit derselben Währung bezahlen. Es muß also Gründe geben, die einen privaten Handel dennoch für beide Handelspartner lukrativ machen. Letzten Endes muß dabei 'Wert' entstehen, irgendetwas, was vorher nicht da war und war den Saldo der Summe beider Partner nach dem Handel höher werden läßt als vorher.

Bei einer genauen Betrachtung finden sich tatsächlich einige typische private Handel, die 'Wert' entstehen lassen:

Die Aufnahme billiger Kredite

In vielen Ligasystemen ist es fast schon vergessen, daß es so etwas einmal gab, und ich finde es eigentlich schade, daß die Inflation die Umschuldungsaktionen praktisch völlig ausgerottet hat.

Das Prinzip: Ein Verein ist stark verschuldet. Um nicht die üblichen 10% Zinsen pro Runde zahlen zu müssen (die vor allem dann schmerzen, wenn der Verein so heftig verschuldet ist, daß es mit der Abzahlung einfach nicht vorangeht), 'leiht' er sich Geld von einem finanziell gesunden Partner. Dieser erhält irgendeine Sicherheit dafür (üblich war der Verkauf einzelner WPs, z. B. X I 10 gegen X I 9 plus Geld). Je nach konkreter Absprache wurde entweder ein Rückzahlungstermin ausgemacht, oder aber das ganze galt als einmaliges Geschäft mit der Gewißheit, daß der Partner in der umgekehrten Situation zu denselben Konditionen aushelfen würde. Bei diesem Handel entsteht 'Wert' dadurch, daß die Zinszahlungen an den GM insgesamt reduziert werden - entweder weil das Geld beider Vereine zusammen locker ausreicht, oder weil beide Vereine gemeinsam schneller die Schuldenlast abtragen können und daher eher in den Bereich niedrigerer Zinszahlungen kommen. Der so entstandene Bargeld-Gewinn kann unter den Handelspartnern verteilt werden, so daß tatsächlich beide Vereine einen realen Gewinn erzielen. Der GM kann den 'Verlust' natürlich verschmerzen.

Die Verschiebung von Verstärkungs-WP

Ein Spieler kann unterschiedlich starke Vereine um unterschiedliche WP-Zahlen verstärken. Auf dieser Erkenntnis basiert der 'klassische' Handel von United: Ein alteingesessener, starker Verein mit einer bereits mehrfach gealterten Mannschaft tauscht zweimal X II 8 gegen einen X I 10 von einem neu aufgebauten Verein, der mit 60 WP Alter I begonnen hat und wenigstens einen 'Müllmann' X I 1 aufgebaut hat. Der Müllmann wird verkauft, und statt 11 WP stehen nun 16 WP auf dem Platz. Der Partner dagegen hat auf der Bank sicher noch irgend einen X III 4 oder besser, hat also mindestens 14 WP für vorher 16 und die deutlich bessere Altersstruktur. Vielleicht wächst an die 11. Stelle seines Teams schnell ein Feldspieler-Talent, so daß bereits in Runde 7 das Talent plus X I 10 stärker sind als die beiden II 8er. Derselbe Effekt tritt natürlich auf, wenn der Neuling dem Altverein den X III 4 direkt abkauft, was ihm sofort 3 WP bringt und dem Partner offenbar nicht schadet.