Das United-Wirtschaftssystem

oder: United ohne WP?

(Martin Ahlemeyer)

United ist natürlich ein Sportspiel und kein Wirtschaftsspiel. Das natürliche Hauptinteresse der meisten Manager ist, in ihren Ligen möglichst gut abzuschneiden. Genau deshalb ist aber das Wirtschaftssystem in United besonders interessant. Anders als in Wirtschaftsspielen ist die Wirtschaft in United nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Erreichung anderer Ziele. Das bedeutet: In United gibt es einen Konsum! Insofern ist United der Wirklichkeit viel näher.

Bisher ist das Wirtschaftssystem von United wenig analysiert worden. Allerdings sind einige Tendenzen beobachtet (und beklagt) worden, zum Beispiel eine in älteren Ligasystemen offenbar unausweichliche Inflation. Verschiedene Maßnahmen sind getroffen worden, um unerwünschten Entwicklungen einen Riegel vorzuschieben. Ich erwähne nur die Erhebung von Steuern zur Erschwerung der Bargeldmodelle.

Das Hauptthema des United-Forums soll der Wert von Spielern sein, also der Wert in Geld. Um sich näher damit befassen zu können, sollte man die Voraussetzungen analysieren. Was ist Geld eigentlich und wie kann man damit messen? Schauen wir uns das Geld einmal näher an.

In United existiert ein offener Geldkreislauf: die Geldmenge steht nicht fest. Nicht verändert wird die Geldmenge im Ligasystemen durch Privaten Handel und bei Käufen von der Transferliste. Neues Geld entsteht durch Grundeinkommen, die Siegprämien und die Verkäufe an die Nichtliga. Geld verschwindet bei Käufen vom GM-Angebot bei Zinszahlungen und eventuell in kleineren Mengen bei Steuern und Spielstrafen. Die Beobachtung zeigt, daß der allergrößte Anteil der Geldvernichtung durch das GM-Angebot bewirkt wird. Weiter ist festzustellen, daß es anscheinend eine Tendenz zur Geldvermehrung in Ligasystemen gibt.

Der Wert eines Spielers hängt dabei von folgenden Parametern ab:

Irgendwo ist da ein Wurm drin. Schauen wir uns mal an, was es in United sonst noch an Wertkategorien gibt.

Die konkrete Wertkategorie ist natürlich der einzelne Spieler. Das ist das einzige, womit man etwas anfangen kann. Möglichst starke Spieler sind gefragt, und möglichst jung sollen sie sein, damit sie auch nicht schnell an Stärke verlieren.

Die erste abstrakte Wertkategorie ist das Geld. Dazu ist schon oben einiges gesagt. Es gibt aber noch eine zweite abstrakte Wertkategorie, nämlich die WP!

WP und Geld ergänzen sich in ihrem Möglichkeiten. Interessanterweise sind sie jedoch nicht kompatibel und können nur auf komplizierten Umwegen ineinander umgetauscht werden. Eine kurze Aufstellung:

Ein gewisses Verhältnis von Geld und WP hat sich herausgebildet. Nach meiner Beobachtung dürfte ein WP mit etwa 300 Geldeinheiten bewertet sein. Dieses Verhältnis ist natürlich abhängig von der Geldmenge im Ligasystem und der durchschnittlichen WP-Zahl pro Verein und Runde. Da Geld und WP völlig inkompatibel sind, werden sie in komplizierten Transaktionen über Spieler ausgetauscht.

Mir persönlich scheint dieses Wirtschaftssystem mit zwei inkompatiblen abstrakten Wertkategorien etwas unglücklich zu sein. Die Fußballsimulation braucht es nicht. Denkbar wäre etwa folgende United-Variante:

Diese Variante wäre genauso spielbar und hätte den Vorteil, daß der Wert von Spielern stabiler würde. Die Inflation wäre wohl mit einem Schlag beseitigt. Der Private Handel würde einen erheblichen Auftrieb bekommen.

Probleme könnte es mit sparenden Vereinen geben. Ich meine allerdings, daß dies mit einer geeigneten Steuergesetzgebung in den Griff zu bekommen wäre, abgesehen davon, daß die Sparmöglichkeit vielleicht auch eine Bereicherung darstellt.

Das Spiel wird natürlich einfacher. Manager, die Wert auf komplizierte Regeln legen, werden davon nicht begeistert sein. Natürlich ist es auf alle Fälle.

Anmerkungen zu 'United ohne WP'

(Michael Schröpl)

Das Modell, das Martin Ahlemeyer vorschlägt, enthält eine Reihe von reizvollen Komponenten. Es führt aber auch so weit weg vom bisher Gewohnten, daß man sich erst langsam an die Konsequenzen herantasten muß.

Zur Motivation vorweg: Dieses Modell soll inzwischen in einer Testpartie ausprobiert werden (GM: Burkhard Thamm im Mutated United).

Ich fordere alle Leser auf, sich mit den verschiedenen Auswirkungen, die eine solche massive Regeländerung mit sich bringen kann, zu beschäftigen. Vorweg möchte ich zwei Punkte erwähnen, die mir spontan aufgefallen sind.

Das Training wird 'primitiver'.

Training in United ist ein Thema, bei dem Anfänger regelmäßig einige Patzer machen. Es erfordert etwas Erfahrung, durchzurechnen, in welcher Runde man vermutlich wieviele WP in welche Spieler stecken wird. Dabei sind die WP ein knappes und noch dazu verderbliches Gut, das sofort verbraucht werden muß - ganz anders als Geld, das man (je nach Steuermodell) ziemlich gut horten und bei Bedarf einsetzen kann. Außerdem bringt die Schwierigkeit, Geld und WP ineinander umzuformen, spezielle private Handel mit sich.

Mit dem neuen Modell wird vieles einfacher. Egal, wieviele WP man bekommt, man trainiert nur noch Qualität. Auch bei zwei Niederlagen kann man alle Talente trainieren, verfallene WP gehören der Vergangenheit an. Da alle Vereine jede Runde genau 4 WP stärker werden, werden die Teams noch mehr einander angeglichen - es besteht die Gefahr, daß noch viel mehr gewürfelt wird. Bislang war es schwierig, Geld auf den Platz zu stellen - nun ist es kinderleicht. Martin bezeichnet das Kaufen von Spielern als Glücksspiel - nach meiner Erfahrung als GM haben sich dagegen genau diejenigen Vereine in der Handelswerttabelle (und der 1. Liga) oben etabliert, die zielsicher gute Spieler gekauft haben (bei mir speziell einige Sonderspieler, aber auch Spieler, die andere Manager nicht haben wollten).

Talente werden vermutlich Unsummen kosten, weil man sich nun keine Gedanken mehr darüber machen muß, woher man die WP dafür bekommt. Starke Vereine werden allerdings nun ihre 6 Talentpunkte nicht mehr schaffen, weil ihnen das durchaus finanzierbare Training verboten wird. Alle Vereine können Hintermannschaftstalente locker verkraften; dies erhöht die durchschnittliche Hintermannschaftsqualität des Ligasystems und damit wiederum den Einfluß der Würfelei auf den Ausgang der Spiele.

Die ersehnten neuen Privaten Handel sehe ich zunächst nicht kommen - der Geld-Strom auf den Platz ist bei allen Vereinen konstant, weshalb sollte man also Geld gezielt einsetzen wollen? Höchstens Vereine, die pleite sind, werden sich mit neuen Handeln wieder 'flüssig' machen wollen - aber wer ist das heutzutage schon noch?Welchen Einfluß das neue Modell auf das Preisniveau haben kann, hängt vom Verhältnis zwischen Einnahmen und verkraftbaren Training ab. Da man nun alles trainieren kann, was man will, werden solchen Teams nur noch von Superspielern effektiv verstärkt. Die Preise für Schrott könnten durchaus sinken, aber wer will einen X V 7 nun noch kaufen, wenn er weiß, daß er alle Talente jede Runde voll trainieren kann?

Die Team-Stärke wird neu parametrisierbar.

Bisher bekommt jeder Verein 2 WP pro Runde plus 0-2 WP durch Siege. Dies bewirkt die im Artikel von Stephan Valkyser angesprochenen starken Unterschiede zwischen den erfolgreichen und den weniger erfolgreichen Vereinen.

Wenn die 'Einnahmen' nun nur noch auf Geld beruhen, dann besteht keine Notwendigkeit mehr, direkt die bisherigen Werte umzusetzen, sondern es können neue Werte verwendet werden, die neue Effekte mit sich bringen. Statt 700 kKj Basiseinnahmen und fast 400 kKj pro Spiel würde ich z.B 800 kKj Basiseinnahmen und nur 300 kKj als Spielprämie verteilen. Nun erhalten die schwachen Teams nicht mehr nur die Hälfte dessen, was der Tabellenführer kassiert, und können trotz Mißerfolgen besser mithalten. Damit wird allerdings die Würfelei wiederum mehr Einfluß auf die Meisterschaftsentscheidung bekommen, allerdings auch die Kenntnis der Aufstellungen anderer Teams. Das Management würde gegenüber der Taktik in den Hintergrund treten.

Umgekehrt kann man den Ertrag eines Sieges gegenüber der Basiseinnahmen auch gezielt höher bewerten, wie dies in Ligasystemen mit 1.5 Basis-WP unbewußt geschieht. Eine solche Neu-Bewertung würde Stärkeunterschiede zwischen verschiedenen Ligen aufbauen und erhalten helfen, was einerseits dem Realismus entspricht, andererseits aber (siehe Artikel von Stephan Valkyser) die Chancengleichheit aller Spieler verhindert. Auf jeden Fall erhält der GM hier durch das neue Modell ein Instrument in die Hand, mit dem er den Charakter des Spieles neu definieren kann.

Dasselbe könnte man allerdings auch erreichen, wenn man bei den WP auf eine feinere Abstufung als 0.5 WP heruntergeht. In Odds gibt es z. B. 2 Basis-WP, aber nur 0.4 WP pro Unentschieden und 0.8 WP pro Sieg - das würde dem angestrebten Balancierungs-Effekt für Stephan Valkyser entsprechen. In Oberfoul läuft momentan eine Debatte über Basis-WP: 2.1 in der 1. Liga, 1.8 in der 2. Liga und 1.5 in der 3. Liga. Vielleicht könnte man dort mit 0.6 WP pro Punkt und 2.2/1.8/1.4 Basis-WP ganz neue Gefälle-Effekte erzielen?