Der Wert von Hintermannschaft

(Martin Ahlemeyer)

Hintermannschaft erzielt im Verhältnis zu ihren WP deutlich niedrigere Preise. Michael Schröpl hat im letzten United-Forum einige Vermutungen zu den Ursachen geäußert. Ich möchte das ein wenig vertiefen.

Die Spieler der Hintermannschaft unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von den Feldspielern. Sie kosten mehr WP beim Training, sie wirken völlig anders (nichtlinear, dazu später mehr) und sie sind deutlich weniger flexibel einzusetzen; der Torwart kann überhaupt nicht auf einer anderen Position eingesetzt werden, der Ausputzer ist im Normalfall dafür zu teuer und bringt auf seiner Stammposition einfach mehr.

Ein vernünftiger Manager, der etwas in die Zukunft plant, muß für seine Hintermannschaft ein eigenes Konzept entwickeln. Sehr starke Vereine entdecken oder kaufen in jeder Saison ein Hintermannschaftstalent. Etwas schwächere Vereine dürften so etwas wie einen Dreierrhythmus praktizieren, der etwa so aussieht:

1. Saison: T I 10 + A II 8-10  
2. Saison: T II 8-10 + A III 6 + A nT 0
3. Saison: T III 6 + A I 10 + T nT 0
4. Saison: T I 10 + A II 8-10  

Da man bei einer Mannschaftsstärke über 100 WP Hintermannschaft braucht, um mithalten zu können, ist es sehr riskant, eine Lücke entstehen zu lassen und auf Zukauf zu hoffen.

Dies hat aber für die Bewertung der Hintermannschaftsspieler erhebliche Konsequenzen. In Michaels Bewertungsssystem muß nämlich eine ganz andere Stärketabelle angesetzt werden. Es ist von einer Minimalstärke von 6 über die ganze Saison hinweg auszugehen. Da ein Hintermannschaftsspieler normalerweise schnell auf 10 trainiert werden sollte, sähe eine gemittelte Stärketabelle vielleicht so aus:

Runde1234567891011
Stärke66777788888

Wenn man nun die RWP eines T III 8 in Runde 1 berechnet, stellt man fest, daß nur noch 4 + 4 + 2 + 2 + 2 + = 16 RWP dabei herauskommen. Der Nichtligawert in Runde 7, wo der Spieler verkauft werden sollte, beträgt 640 kKj.. Der Gesamtwert beträgt nach diesem Schema 1040 kKj. bei 25 kKj. pro RWP.

Problematisch ist für eine Bewertung, daß man eigentlich für jeden Verein und für Torwart und Ausputzer getrennt eine Stärketabelle aufstellen müßte. Für einen Verein mit einem T I 10 ist der obige Spieler absolut wertlos. Ich meine, der Marktwert sollte nach den Vereinen bestimmt werden, die den Spieler überhaupt brauchen können, und in diesem Fall scheint mir die obige Tabelle noch mit am besten zu sein.

Wegen der nichtlinearen Wirkung von Hintermannschaft ist eine lineare Bewertung aber sowieso problematisch. Der Abstand zwischen einem T 10 und einem T 9 ist ja in der Wirkung größer als zwischen einem T 9 und einem T 8. Bei einem T 8 braucht man 2.33 Chancen, um ihn zu überwinden, bei einem T 9 sind es schon 2.8 Chancen und bei einem T 10 sind 3.5 Chancen erforderlich. Da diese Zahlen noch mit den entsprechenden Zahlen des Ausputzers multipliziert werden müssen, ergeben sich massive Unterschiede. Nehmen wir z. B. einen A 8 an:

T 8 + A 8 = 5.0 Chancen pro Tor
T 9 + A 8 = 6.0 Chancen pro Tor
T 10 + A 8 = 7.5 Chancen pro Tor

Wenn man einen A 10 annimmt, kommt man auf folgende Werte:

T 8 + A 10 = 7.0 Chancen pro Tor
T 9 + A 10 = 8.4 Chancen pro Tor
T 10 + A 10 = 10.5 Chancen pro Tor

Die Wirkung guter Hintermannschaft schaukelt sich also massiv auf. Ganz abgesehen von der Wirkung des Ausputzers in der Verteidigung ist die Kombination T 8 + A 8 also wenigher als halb so gut wie die Kombination T 10 + A 10, obwohl in der einen Hintermannschaft 32 WP stecken und in der anderen nur 8 mehr. Diese letzten 8 WP haben eine massive Wirkung, die mit keiner anderen in United verglichen werden kann. (Deshalb ist hier auch ein Härteeinsatz besonders sinnvoll.)

Wie soll man so etwas in Wert ausdrücken? Wegen der Multiplikation ist ja die Wirkung des einen Hintermannschaftsspielers vom anderen abhängig, es käme eine völlig unpraktikable Matrix heraus.

Ich möchte hier einen Ansatz vorstellen; ob er das Gelbe vom Ei ist, weiß ich auch noch nicht so genau. Zuerst das Ergebnis: Eine Tabelle, die für jede Torwartstufe den effektiven WP-Wert angibt.

Stufe012345678910
WP-Wert0.001.142.373.725.216.868.7210.8413.3116.2820.00

Diese Zahlen stammen nicht aus dem hohlen Bauch. Der Effekt eines Torwartes ist ja die Verschlechterung der gegnerischen Chancenauswertung, mehr oder weniger durch den Ausputzer modifiziert. Ein T 0 läßt jede Chance durch. Bei einem T 10 fährt dagegen nur noch eine von 3.5 Chancen zum Erfolg. Die Steigerung eines Torwarts um eine Stufe führt zu einem nichtlinearen Anteil dieser Chancenzahl. Der Wert einer Steigerung ist um so höher, je häher die Chancenzahl im Verhältnis zu vorher ist. Es geht hier nicht um Summen, sondern um Produkte!

Einige Beispiele:

  T 0 => T 1 T 4 => T 5 T 6 => T 7 T 8 => T 9 T 9 => T 10
1. Chancenzahl1.001.391.752.332.79
2. Chancenzahl1.071.552.002.793.50
Verhältnis 2./1.1.071.121.141.201.25

Hier sieht man schon deutlich, daß starke Torwarte die gegnerischen Chancen überproportional verringern. Wäre die Wirkung des Torwarts linear, so müßte die Verhältniszahl zwischen zwei Stufen immer gleich der zehnten Wurzel aus 3.5 sein. Diese Referenzzahl lautet 1.13346.

Die Gesamtsteigerung von T 0 bis T 10 beträgt 20 WP. Diese 20 WP werden jetzt auf die einzelnen Stufenzuwächse entsprechend der jeweiligen Verhältniszahl, die ja die Wirkungszunahme angibt, verteilt. Dabei ergibt sich die obige Tabelle.

Anmerkung der Redaktion: Und wie berechnet man diese Zahlen nun genau? Siehe ein Heft später ...

Die Tabelle läßt sich übrigens bis zum T 13 ausbauen, falls jemand solch einen Sonderspieler anbieten will. Die Werte lauten:

T 11 = 24.95 WP T 12 = 32.37 WP T 13 = 47.22 WP

Auch diese Werte scheinen mit realistisch zu sein. Was kann man nun mit dieser Tabelle der effektiven WP-Werte anfangen? Nun, man kann effektive Runden-WP berechnen und so die Bewertung des Torwarts auf eine realistische Stufe stellen. Meine oben angegebene Hintermannschafts-Stärketabelle sähe dann in Runden-WP (nicht mehr in Stufen!) für einen Torwart so aus:

Runde1234567891011
Torwart-Stärke99111111111313131313

Was bedeutet das für die Wertberechnung? Ich verweise dazu auf mein Pamphlet über den Wert trainierbarer Spieler, dessen Methoden ich hier verwende.

T II 9 Runde 2 ohne Training mit Training
RWP 1. Saison 0-7-5-5-5-5-3-3-3-3-3 = 42 RWP 0-11-9-9-9-9-7-7-7-7-7 = 82 RWP
RWP-Effekt 42 RWP * 25 kKj = 1050 kKj. 82 RWP * 25 kKj = 1650 kKj.
Nichtligawert als T III 5 = 400 kKj. als T III 6 = 480 kKj.
WP-Aufwand   2 * 330 = -660 kKj.
Gesamt 1450 kKj. 1470 kKj.

Dieser Spieler bringt mit Training mehr - wenn man ihn durchspielen läßt. Allerdings muß man beachten, daß in der Tabelle ja die Existenz eines T 8 gegen Ende der Saison angenommen wird. Sollte dieser nicht vorhanden sein, so sähe das Ergebnis ganz anders aus. Rein theoretisch müßte man nämlich bei der vorliegenden Tabelle beiden Spieler in Runde 7 an die Nichtliga verkaufen

(Anmerkung der Redaktion: was 30 RWP für 750 kKj. sowie 1080 kKj. Nichtliga-Wert, zusammen also 1830 kKj., erbringen würde)

, was ein Training unsinnig macht.

Wie bewertet man nun einen Ausputzer? Man kann natürlich die gleiche Methode wie beim Torwart anwenden; allerdings ignoriert man dabei die lineare komponente im Ausputzer, die durch seine Hilfe in der Verteidigung bewirkt wird. Diese Hilfe kann aus mehreren Gründen nicht voll gewertet werden: Der Ausputzer liefert keine Torchancen, und der zählt bei der 3:1-Regel nicht mit.
Mir erscheint es angemessen, ein Fünftel der Ausputzerstärke seiner Verteidigungsstärke zuzuordnen. Das wären bei einem A 10 vier WP.

Diese 4 WP werden linear zugeordnet (0.4 WP pro Stufe), die übrigen 16 nach demselben Verfahren wie beim Torwart. Die Tabelle sieht dann so aus:

Stufe012345678910
WP-Wert0.001.372.834.376.017.789.7111.8214.1816.8620.00

Niedrigere Stufen sind also etwas höher bewertet als beim Torwart, was realistisch erscheint, da ja immerhin noch ein gewisser Verteidigungs-Effekt bewirkt wird.