Leserbrief

(Raimund Lingen, GM im CFL-Post)

Das United-Forum gefällt mit mittlerweise doch ganz gut, wenn auch manche Beiträge - wie die magische Liga-Wertkonstante - 'schwer verdaulich' sind. Vor allem die Ausführungen zur Transferliste fand ich höchst interessant. Die Gefahr bei ihnen ist allerdings die Versuchung, in die solche Informationen führen. Nicht umsonst beten sogar gestandene Christen darum, nicht in solche gebracht zu werden. Wer Tricks aus dem Hut zaubert, muß sich vor dem Zauberlehrlings-Syndrom hüten: Die Geister, die man rief ...

Ich sehe jedenfalls mit Schrecken in die Zukunft. Wie kann man solche Schiebung verhindern, ohne Höchstpreisgrenzen festsetzen zu müssen, die den Spielermarkt allerdings kaputt machen? Die Transferlistengesellschaft, die angebotene Spieler zu einem festen Preis aufkauft, macht den Verkauf über die Nichtliga überflüssig und stellt von daher keine optimale Lösung dar. Man denke nur daran, daß sich die Transferlisten unnötig aufblähen, weil jeder Jakob nur noch nach der Ausschreibung weggeschmissen wird. Die Preise auch noch von einer Handelswert-Tabelle abhängig zu machen, heißt reine Subventionierung zu betreiben. Denn welche Tabelle ist schon so zuverlässig, um sich stetig verändernden Geldmengen anzupassen? Den Vorschlag, 20-50% des Erlöses über NL-Wert als Vermittlungsgebühr einzustreichen, halte ich da für praktikabler.

Noch ein paar Worte zum Transferlisten-Verfahren bei der CFL: Die Transferliste wird eigentlich nur darum vor den GM-Angeboten versteigert, weil es sich zum Zeitpunkt der Ligagründung gezeigt hatte, daß dann öfter auf Spielerangebote geboten wurde. Der Bequemlichkeit halber wurde die Reihenfolge dann beibehalten.

Die Transferliste wird nicht ganz so verstanden wir bei Oberfoul. Es gibt keine neutrale Institution, die die Spieler ab Angebotsabgabe übernimmt. Vielmehr wird eine Veröffentlichung unter 'Transferliste' als Bekanntmachung verstanden, als 'öffentlicher privater Verkauf mit noch unbekanntem Handelspartner'. Es ist also auch bei völliger Verschuldung möglich, auf z. B. einen angebotenen A II 8 ein Mindestgebot beliebiger Höhe abzugeben, was im Normalfalle einem Sperrgebot gleichkommt, da die Nichtliga das Mindestgebot im Regelfalle nicht erreichen wird. In der Runde, in der ein Spieler auf die Transferliste kommt, ist er noch einsetzbar. Seine Daten werden auch erst nach den Spielen dieser Runde veröffentlicht. Danach allerdings bleibt er für eine Runde vollkommen unbenutzbar, da in der folgenden Runde ja die Versteigerung stattfindet. Jetzt darf man den Spieler auch nicht mehr trainieren oder privat handeln (wenn ich mir das gerade überlege, fällt mir auf, daß ich im Programm gar keine Abfangmöglichkeit für diese Ausnahmesituation vorgesehen habe, grummel). Erworbene Sperren bleiben dem nächsten Besitzer erhalten.

Zu Deinen erschreckten Fragen auf mein NMR-Verhalten: Die Entscheidung über die Reihe der von mir entdeckten Talente treffe ich in aller Selbstherrlichkeit (maximal ein Hintermannschaftstalent und auch nur bei Alter III der Ersetzten). Abgesehen von den Hintermannschaftstalenten halte ich die Reihe auch für ziemlich belanglos, da neue Talente problemlos mehrfachqualifiziert werden können.

Was die Rasenschach-Aufstellung angeht, so muß ich (zur Verteidigung) sagen, daß ich mitnichten ein Rasenschach-Fan bin, aber eine Konvention treffen muß, wie der alleingelassene Verein denn nun spielt. Ich finde es sinnvoller, das Team umzustellen, als den Verein mit mittlerweise eingespielten Talenten bzw. fremdqualifizierten Feldspielern weiterspielen zu lassen, was bei unbesehener Übernahme letztrundiger Aufstellung der Fall wäre. Und als allgemein angewandte Aufstellung halte ich Rasenschach bei mehr Teams für passender als das bedingungslose Stürmen etwa.

Deine Anmerkungen zum Altersindex treffen meiner Meinung nach nicht den Kern des Problems. Du erwartest vielleicht zuviel von ihm. So verstehe ich zumindest Deinen Einwurf, daß das Referenzteam nicht altert und folglich Dinge wie WP-Schwemme nicht berücksichtigen kann.

Der Index soll nur die Qualität der Altersstruktur beschreiben. Ein Team mit Index 100 sollte langfristig überlebensfähig sein, ein Team mit Index 60 nicht (ohne teure Investitionen). Das Nichtentdecken neuer Talente soll durch einen fallenden Index 'bestraft' werden. Inwieweit ein Team schlechter ist, wenn es 'nur' einen Index von 95 hat, während alle anderen Teams um die 120 herumschwirren, das ist ein anderes Thema.

Wenn Du den Alterindex veröffentlichen willst, ohne zuviel zu verraten und gleichzeitig auch Dinge wie WP-Dürre bzw. -Schwemme berücksichtigt haben möchtest, so geht das - programmdurchgeführt - sehr einfach. Du errechnest alle Indizes der im Ligasysteme vorhandenen Vereine und bildest das arithmetische Mittel. Anschließend nimmst Du diesen Wert als Maßzahl und skalierst alle Indizes auf diesen Wert. Wenn Du den Mittelwert nicht gleichzeitig bekannt gibst, erhältst Du eine Rangreihenfolge, die Du auch veröffentlichen kannst und die die teamspezifische Altersstruktur in ein Verhältnis setzt zum Ligadurchschnitt. Das sagt gleichzeitig mehr wie auch weniger aus als der Altersindex, der einen direkten Hinweis auf einen 'Substanzverlust' bietet, nicht aber auf die Stellung relativ zu anderen Teams.

Alter-II-Spieler sollten schon stärker bewertet werden als in Deiner Wertungsalternative, da jedes Team wahrscheinlich ohne Imageverlust Alter II trainieren kann. Erst bei trainiertem Alter III wird man dem Management Fehlplanung vorwerfen müssen. Der eine Punkt Unterschied trägt dem nicht Rechnung. Der Index muß ja auf alle Besonderheiten und Möglichkeiten reagieren, z. B. auch das Training eines Stufe-8-Spielers Alter II und III unterschiedlich bewerten. Da nützt der Hinweis nichts, daß es eine Katastrophe sei, die nicht vorkommen dürfe.

Dein Hinweis, zweimal X I 10 plus X I 1 wiege wegen des leicht einbaubaren X III 6 die bessere Trainingsmöglichkeit der drei X I 7 auf, trifft auf das Gesamt-Team sicher zu. Unter dem isolierten Aspekt der Altersstruktur ist der WP-mäßig super einbaubare X III 6 genauso sicher nichts wert. Der Alters-Index kann auch in diesem Fall nicht alles leisten und wird von Dir überfordert. Daß 60 WP in Talenten einen tollen Index ergeben, ist klar. Daß man damit allerdings nicht gegen 100-WP-Teams gewinnt, ebenso.

Die Idee, die Wertkonservierung in Kujambeln in den Index zu basteln, scheitert meiner Meinung nach an den unterschiedlichen Geldmengen im Ligasystem und den damit verbundenen unterschiedlichen Inflationen. Darum scheue ich mich auch davor, die eingenommenen Kujambel als Einkauf auf den Index draufzuaddieren. Vielleicht kommt ja noch der eine oder andere Impuls, von dritter Seite. Ich bin jedenfalls - nicht nur deshalb - auf das nächste Forum gespannt.

Altersindex und andere Themen von Raimund Lingen

(Michael Schröpl)

Ich habe den Altersindex in letzten Heft etwas 'scharf rangenommen' - nicht um ihn zu zerfetzen, sondern um ihn auf Herz und Nieren zu prüfen. Speziell über die Werte der Gewichtungstabelle wird es sicher verschiedene Auffassungen geben.

Meine grundlegende Trainingsphilosophie in United ist es, lieber 5 Talentpunkte bei Saisonende auf Stufe 7-8 und in Runde 2 der nächsten Saison auf Stufe 9-10 zu haben (die letzten Lücken stopft man irgendwann zwischendrin, z. B. durch die WP der ersten Pokal-Runden, die ein ordentlicher Verein bei der Amateurschwemme normalerweise überleben sollte) als 4 Talentpunkte schon in Runde 11 auf Stufe 10 zu haben und danach zwangsweise Alter-II-Spieler trainieren zu müssen. Man stelle sich vor, in diesem Moment auch noch 5 Abstiegs-WP zu bekommen - ich habe das mit Lemland Soccer gerade erlebt ...

Raimund Lingen hatte den Altersindex speziell für Neulinge konzipiert - erfahrene Spieler werden sich ein ähnliches Modell durchaus selbst aufstellen können, falls ein entsprechender Bedarf besteht. Aber gerade Neulinge werden die Schwachstellen des Altersindex-Systems (Vernachlässigung des Geldwertes, ungenaue Beschreibung von extrem jungen bzw. alten Mannschaften, Ignorieren von Sonderspielern) sicher leichter übersehen als Diskussionsteilnehmer des United-Forums. Daher sollte man, wenn man einem Neuling das System in die Hand drückt, die Anwendbarkeit des Systems deutlich beschreiben - ich habe ja auch nicht verborgen, daß meine RWP-Theorie in der bisherigen Fassung mit neuen Talenten nicht so recht fertig wird, und Martin Ahlemeyer hat diesmal sofort eine wertvolle Erweiterung angegeben.

Die Standard-Aufstellung 'Rasenschach' ist sicher eine gute Lösung (in einem der nächsten Hefte werde ich Zahlen dazu liefern). Ich würde allerdings auch bei meiner Methode die 11 besten Spieler einsetzen, anstatt gnadenlos die 11 Spieler der letzten Aufstellung zu verwenden - und einen fremdqualifizierten Spieler nun endlich wieder mit voller Stärke verwenden zu können, das kann doch nicht prinzipiell verkehrt sein, egal in welcher Reihe! So wie ich Raimunds jetzigen Ausführungen zur Transferliste verstehe, entspricht seine Auswertung (mit der Verfügbarkeitssperre für eine Runde) exakt dem Modell von Oberfoul - die entsprechenden Kontrollmechanismen fallen dort natürlich durch den zusätzlichen 'Vereinswechsel' ganz nebenbei mit ab.