Informationen in der Auswertung

(Michael Schröpl)

Einleitung

Eigentlich hatte ich vor, an dieser Stelle über die diversen United-Ligasysteme und ggfs. unterschiedliche Konzepte der Veröffentlichung von Informationen bei verschiedenen GMs zu berichten.

Allerdings ist sind nur von einem einzigen GM Informationen über sein Verhalten in dieser Hinsicht übermittelt worden. Raimund Lingen hat einen Artikel über Sonderfälle in seinem Ligasystem geschrieben, der an anderer Stelle in diesem Heft veröffentlicht wurde.

Was mir als Informationsmaterial übrig bleibt, verdanke ich Alan Parr. Dieser hat mir einen langen Brief und zwei Regelhefte geschickt, die den Ablauf von United im Hopscotch (Alan Parr) und im Tumbling Dice (Martyn Hathaway) beschreiben.

Informationsverwaltung in deutschen Systemen

In unserer deutschen Szene kennt der Manager eines Vereins von einem anderen Verein die Namen aller Spieler (siehe aber den Artikel von Raimund Lingen). Wenn er eifrig Buch führt, dann wird er über kurz oder lang (nach ca. 3-4 Saisons) auch das Alter eines jeden Spielers des anderen Vereins wissen. Was die Reihenqualifikationen von Spielern und die Aufstellungen anderer Teams betrifft, so ist man auf reine Spekulation, verbunden mit aufwendiger Statistik, angewiesen. So kann man für seine Konkurrenten natürlich mitschreiben, welcher Spieler wieviele Tore erzielt hat. Bei konsequenter Buchführung kann man die Stürmer schnell herausfinden; auch die beiden Spieler der Hintermannschaft, die ja zum Toreschießen kaum Gelegenheit haben, wird man schnell finden. Wenn man das Alter der gegnerischen Hintermannschaftsspieler kennt, ist das Erraten der Stufen nicht mehr besonders schwierig - einen Alter-III-Spieler auf Stufen größer als 6 zu trainieren macht wohl niemand, und vermutlich wächst hinter ihm bereits ein Talent nach.

Das Mitschreiben der Konkurrenzvereine macht allerdings nur dann Sinn, wenn man die Informationen über alle Vereine des Ligasystems mitschreibt - denn sonst reißt ein einziger privater Handel bereits ein Loch in die Informationsstruktur, die man über einen Verein aufgebaut hat. Daher ist das Mitschreiben in einem großen Ligasystem kaum mehr möglich - es sei denn, dieser Informationstransfer wird durch besondere Mechanismen ausgeschlossen.
In meinem Ligasystem AUFSTIEG kann ein Privater Handel einen Manager nicht verwirren, weil es keinen Privaten Handel gibt. In der CFL-Post kann ein privater Handel die Informationen über einen Verein nicht zerstören, weil dabei alle Daten veröffentlich werden - so kommt im Gegenteil noch Kontrollinformation hinzu, und der Aufwand beim Mitschreiben bleibt erträglich, wenn man nicht ständig auf- oder absteigt.

In OBERFOUL habe ich früher einmal selbst eine solche Informations-Bank über meine Konkurrenten aufgebaut und nach 4 Saisons die Früchte dieser Aufzeichnungen geerntet. Paul Pfister hat meine Aufzeichnungen übernommen und ebenfalls schöne Erfolge damit erzielen können. 'Übernommen' ist dabei so zu verstehen, daß ich Paul (der erst in der 3. Saison in das Ligasystem eingestiegen war) meine Aufzeichnungen (natürlich ohne Daten über meinen eigenen Verein) kopierte; Paul garantierte mir dafür, meine Aufzeichnungen weiterzuführen und mich jederzeit hineinsehen zu lassen (natürlich nicht in die Daten seines Vereins).

Im Ligasystem ANPFIFF hatte ich ebenfalls eine Informationsbank, solange das Ligasystem nur aus zwei Ligen bestand. Als heftiger privater Handel aufkam und eine dritte Liga hinzukam, da verlor ich die Lust (und die Zeit) am Mitschreiben.

Insgesamt gesehen kann ein Manager durch die Aufzeichnungen über einen Konkurrenten eine Menge Informationen erhalten, die ihm für seine Aufstellung im nächsten Spiel sehr hilfreich sein können. Gegen einen Gegner, bei dem immer dieselben Spieler Tore schießen, hätte ich wenig Angst, ausgemauert zu werden - warum sollte der nun ausgerechnet gegen mich umstellen? Hat der Gegner einen Ausputzer des Alters III, dann traue ich mich in Runde 1 oder 2 selbst mit nur 30 WP im Sturm offensiv zu spielen, um das zu erwartende Ausputzer-Talent zu überfahren. Ich könnte die Reihe der Erkenntnisse beliebig fortsetzen.

Informationsverwaltung in britischen Systemen

Bezüglich der Veröffentlichung von Informationen gehen die britischen Zines (wenn ich von diesen beiden Zines auf die Allgemeinheit schließen darf) einen völlig anderen Weg als die deutschen Zines.

Zunächst einmal ein paar Worte über den Zustand der Regeln, die ich erhalten habe. Die Hopscotch-Regeln umfassen ganze 7 Seiten, die Regeln des Tumbling Dice sind mit 9 Seiten bei größerer Schrift kaum länger. Man könnte sie eigentlich mal komplett übersetzen; eine Zusammenfassung der wesentlichen Elemente habe ich an anderer Stelle vorgenommen. Aussagen, die über das konkrete Aussehen der Auswertung gemacht werden, beziehen sich auf Hopscotch (von Tumbling Dice liegt mir nur die Regel vor).

Zunächst einmal gibt es keine Spielkommentare in unserem Sinne. Ein Spielergebnis besteht lediglich aus der Angabe aller Torschützen (mit Torminute).

Dafür gibt es einen Mechanismus, der eine ganz neue Art von Durchblick ins Spiel bringt: Die Reihenqualifikation eines jeden neu entdeckten Talents wird veröffentlicht! Damit ist die Reihenqualifikation von allen Spielern des Ligasystems bekannt; durch eifriges Mitschreiben kann man die Torschützen des Gegners schnell nach Reihen sortieren und die Spielweise des Konkurrenten damit nachvollziehen (wenn dieser nicht so clever ist, ab uns zu ein paar Spieler umzustellen. Im Tumbling Dice wird laut Regel sogar der Erwerb einer neuen Reihenqualifikation bekanntgegeben - dieser Trick hilft dort also auch nichts).

Bei jedem privaten Handel werden Alter und Reihe der gehandelten Spieler bekanntgegeben, so daß man also auch eine einzelne Liga mitschreiben kann, ohne Lücken in seine Informationen zu bekommen.

Bei Nichtligaverkäufen wird nur der Erlös des Spielers bekanntgegeben; da man die anderen Werte zuvor schon kannte, kann man in diesem Moment auch die Stufe des Spielers nachrechnen.

Die Stärke aller Spieler bleibt geheim - irgendwo muß ja noch ein Unterschied zu The Dirty Dozen existieren.

Alles in allem ist United nach diesen Regeln ein etwas anderes Spiel - ungeachtet der sonstigen Unterschiede in den Regeln, auf die ich im folgenden auch noch eingehen will. Die Taktik enthält nun ganz andere Elemente; mit vertretbarem Aufwand kann man ziemlich viel über seinen Gegner erfahren, aber nur wenig über das eigene Team verschleiern.