Die Funktion von Härte United

(Michael Schröpl)

Einleitendes Geschwafel

Wozu gibt es denn überhaupt Härte in United? Was bewirkt diese Regel, und welches Vorbild aus dem realen Fußballgeschehen soll nachgebildet werden?

In den folgenden Zeilen habe ich mich ein wenig über diese Punkte ausgelassen. Die Grundlagen dazu (die Beschreibung der beiden Härteregeln) sind an anderer Stelle in diesem Heft zu finden.

Ein Blick ins reale Fußball-Geschehen

Härte ist ein nicht mehr wegzudenkendes Element des internationalen Spitzenfußballs geworden. Schon seit Jahrzehnten spricht die Fußballwelt ehrfürchtig von der britischen Härte, die Spielern von der Insel eine Vielzahl gewonnener Zweikämpfe und ihrer Mannschaft damit große Spielanteile bringt.

Werfen wir einen Blick auf das aktuelle Geschehen in der Bundesliga. Das ist es doch wohl, was wir hier unter Fußball verstehen. An der Tagesordnung ist eine Zahl von 20-30 gelben Karten pro Spieltag; Platzverweise gibt es dagegen nur etwa 20 pro Saison, also 0.5 pro Spieltag.

Wahrscheinlichkeiten für Rote Karten

Nach der Härteregel in United3 beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Rote Karte aber immerhin ein Viertel der Wahrscheinlichkeit einer Gelben Karte; im Schnitt ist also jede 5. Karte rot! Nach der Oberfoul-Härteregel ist die Wahrscheinlichkeit für rote Karten dagegen deutlich geringer.

Auch ist das Verhältnis zwischen Gelb und Rot nach United3 unabhängig von der eingesetzten Härte; in Oberfoul dagegen steigt die Wahrscheinlichkeit für Rote Karten bei höherer Härte deutlich an, was mir auch sinnvoll vorkommt. Es ist nämlich inzwischen üblich geworden, für eine Notbremse oder ein ähnliches Foul Gelb zu zeigen; eine typische Rote Karte für zweimal Gelb habe ich vor ein paar Minuten im Fernsehen erleben können (Heinemann/VfL Bochum).

Strategische Aspekte beim Einsatz von Härte

Ich möchte Härte in United so verstanden wissen, wie sie von den Trainern der Bundesliga derzeit eingesetzt wird: Als ein hart am Rande des Erlaubten liegendes kalkulierbares taktisches Mittel, die Leistungsfähigkeit des eigenen Teams zu steigern - nicht als ein unsinniges Lotteriespiel! Fußball ist kein körperloses Spiel; nicht jeder harte Einsatz ist automatisch unfair!

Ein gutes United-Team mit 11 starken Spielern und drei zügig trainierten Talenten ist in der Lage, permanent mit Härte zu spielen, solange der Manager im Einzelfall nicht übertreibt. Einzelne Sperren kann man wegstecken; ein Platzverweis kostet dagegen den Ausfall des Spielers auch im laufenden Spiel, was u. U. den Ausgang der Begegnung entscheiden kann. Also versuche ich, meine Sperren möglichst einzeln abzusitzen. Sobald die Wahrscheinlichkeit für mindestens eine Rote Karte über 10% hinausgeht, halte ich den Härteeinsatz für gefährlich und oft nicht mehr vertretbar.

Je nach Aussehen der DI-Matrix ist also ungefähr Härte 6-7 das Maximum dessen, was ich selbst einzusetzen bereit bin. Härte 10 habe ich übrigens in meiner gesamten Karriere als Manager nur ein einziges Mal eingesetzt - und sofort drei rote Karten bekommen. (In einem Pokal-Halbfinale in Oberfoul - vor vielen Jahren ...)

Wenn ich jede Runde einen Spieler der Stufe 10 für ein Spiel gesperrt habe, für den ein Ersatzspieler der Stufe 5 eingesetzt werden muß, dann habe ich bereits bei permanentem Einsatz von Härte 3 im Schnitt mehr WP auf dem Platz als ohne Härte. Außerdem kann ich diese WP variabler einsetzen als diejenigen, die fest in meinen Spielern stecken (Stichworte: 3:1-Regel, Verbesserung der Hintermannschaft).
Mein Verein Lemland Soccer in Oberfoul hat seit mehreren Saisons immer um die 200 DP pro Saison kassiert, aber ich bin nie unter den Sperren zusammengebrochen. Oftmals habe ich DP-geschädigte Spieler, die nicht gerade gesperrt waren, an Vereine weggetauscht, deren Manager aus Überzeugung nie oder nur sehr selten Härte einsetzen. Das Geld, das ich draufzuzahlen hatte, hielt sich in Grenzen, da für den Partner ja keinerlei Nachteil entstand. Ein typischer Privater Handel, bei dem sich zwei Partner eine Beute teilen; diese Beute besteht aus den RWP, die ich potenziell im Rest der Saison mehr auf dem Platz haben werde, wenn meine Spieler mit weniger DP seltener gesperrt werden.

Auswirkungen auf die Taktik

Mir ist durchaus bewußt, daß die unterschiedlichen Härteregeln das Verhalten der Manager beeinflussen. Wenn ich 8-10-15-15-44 (oder nur 43) stürmen kann, dann fülle ich in Oberfoul fast automatisch die Sturmreihe mit Härte auf 45 WP auf. Härtepunkte im Sturm, die jeweils eine ganze Torchance einbringen (wenn man nicht gerade ausgemauert wird), sind ihren Einsatz normalerweise wert. In United3 denke ich dagegen gar nicht daran, für eine einzige Torchance mehr die Gefahr einzugehen, daß mir die gesamte Aufstellung zerstückelt wird.

Das ist auch mein Haupt-Kritikpunkt an der United3-Regel: Kleine Härtestufen sind normalerweise Blödsinn. Sie bringen wenig und gefährden viel. Wenn schon Härte, dann gleich richtig. Die Verbesserung der Feldreihen auf 16-16-48 mit 6 oder 7 Härtepunkten dagegen wird man als Manager in beiden Systemen nur dann machen, wenn man ein wichtiges Spiel unbedingt gewinnen will (z. B. im Pokal).

Ein besonderes Verhältnis habe ich zum Einsatz von Härte in der Hintermannschaft. Je nachdem, was ich über meinen Gegner weiß, will ich ein Spiel entweder durch die bessere Hintermannschaft (bei gleicher Chancenzahl) oder durch die höhere Chancenzahl (bei gleicher Hintermannschaft) gewinnen. Da nicht alle Gegner gleich aussehen, muß ich auf unterschiedliche Teams reagieren können. Deshalb versuche ich u. a. zu vermeiden, einen T oder A II 8 auf Stufe 10 zu trainieren. Die WP stecken dann fest in diesem Spieler drin und sind z. B. nicht mehr verwendbar, wenn ich einen Gegner ausmauern will. Stufe 8 (oder wenigstens 7) sollte ein Spieler in der Hintermannschaft schon haben, damit man ihn - falls gewünscht - mit Härte 'zumachen' kann.

Ein mathematisches Problem

Da fällt mir übrigens gerade auf: Kann es sein, daß wir bei der Behauptung, Härte auf die Hintermannschaft sei am wirkungsvollsten, wenn der Spieler dadurch auf Stufe 10 kommt, einer Illusion unterliegen?

Zwar ist es zweifellos richtig, daß die Verbesserung des Torwarts von 9 auf 10 die Anzahl der gegnerischen Torchancen durch einen höheren Faktor teilt als die Verbesserung von 5 auf 6, aber ist das wirklich die relevante Zahl bei dieser Betrachtung?

Wenn wir zwei Härtepunkte auf den Torwart einsetzen, dann hält dieser dadurch alle Schüsse auf sein Tor um eine Stufe besser. Alle Würfelwürfe, die genau dieser einen Stufe entsprechen, werden also abgewehrt. Diese Beobachtung ist unabhängig von der Stärke des verbesserten Spielers! Die absolute(!) Anzahl der zusätzlich abgewehrten Torchancen ist in diesem Falle konstant; der Erwartungswert für die Anzahl der Gegentore wird um denselben Wert verringert (der genaue Wert hängt von der Qualität des anderen Spielers ab).

Wenn also ein Verein mit T10+A6 und ein Gegner mit T10+A4 jeweils dieselbe Menge Härte in die Hintermannschaft einsetzen, dann ist anschließend die Differenz der Erwartungswerte der Tor-Anzahlen beim direkten Spiel gegeneinander immer noch genauso groß wie zuvor. Durch die reduzierte Anzahl von Toren hat jedoch die Wahrscheinlichkeit für ein Unentschieden zugenommen.

Vergleich zwischen Torwart und Ausputzer

Diesen Wert kann man als Formel ausdrücken:

Ct = C / Sa * 14
(Torwart)
  Ca = C / St * 15
(Ausputzer)

Die Bedeutung der Variablen sollte klar sein:

Nun kann man leicht ausrechnen, wo der Härteeinsatz mehr bringt.

Ct > Ca => St / Sa > 15/14

Wenn man die Wahl hat, einen der beiden Spieler der Hintermannschaft mit Härte zu verbessern, dann sollte dies immer der stärkere sein; sind beide Spieler gleich stark, dann ist der Torwart zu bevorzugen.

Diese Überlegung vernachlässigt allerdings sträflich den linearen Anteil der Wirkung eines Ausputzers, nämlich seine Defensiv-Wirkung im Feld.

Feld-Härte kontra Hintermannschafts-Härte

Nun kommen wir zum kompliziertesten Punkt der Härte-Diskussion: Wann soll man Härte wohin einsetzen?

Eine mathematische Analyse ist in geschlossener Form nicht möglich, weil die zu optimierende Formel einfach zu viele Parameter besitzt. Wo die Härte am sinnvollsten einzusetzen ist, hängt vor allem von der Aufstellung des Gegners ab, und über die wissen wir im allgemeinen nichts.

Es gibt aber einen Ansatz, der einige Parameter weniger enthält: Ich setze dafür einfach 'sinnvolle' Werte ein.

Eine mutige Zusatz-Annahme

Der Parameter, den ich aus der Berechnung entfernen will, ist die Stärke der gegnerischen Hintermannschaft. Ich gehe davon aus, daß die Hintermannschaften beider Teams etwa gleich gut sind. Dies ist auch in vielen Fällen erfüllt. Unter dieser Voraussetzung ist es egal, auf welcher der beiden Seiten Torchancen produziert bzw. vernichtet werden - Hauptsache, es sind mehr.

Mit Härte in der Hintermannschaft werden gegnerische Torchancen geteilt; mit Härte im Feld werden gegnerische Torchancen verhindert und/oder eigene Chancen erspielt. In der Hintermannschaft ist die Wirkung der Härte proportional zur Anzahl der gegnerischen Torchancen; im Feld ist die Wirkung der Härte von der absoluten Anzahl der Torchancen des Gegners dagegen unabhängig.

Wir wissen nicht, was der Gegner aufstellen wird. Wir können aber aus unserer eigenen Aufstellung auf die im Mittel zu erwartende Anzahl von Chancen des Gegners schließen. Dabei müssen wir über alle zu erwartenden Aufstellungen mitteln.

Laßt Zahlen sprechen

Um ein Zahlenbeispiel bringen zu können, nehme ich Teams mit 130 WP (überall Stufe 10) und den Aufstellungen Sturm (2-2-5), Mittelfeld (2-5-2), Mauern (4-3-2) und Rasenschach (3-4-2).

Spielt man selbst Sturm, dann bekommt der Gegner mit Sturm 20, mit Mittelfeld 15, mit Rasenschach 10 und mit Mauern 5 Torchancen. Das sind 50/4 = 12.5. Spielen wir dagegen Mauern, dann bekommt der Gegner mit Sturm 0, mit Mittelfeld 10, mit Rasenschach 8 und mit Mauern 5 Torchancen. Das sind nur noch 23/4 = 5.75 Torchancen. Nach demselben Verfahren komme ich bei Mittelfeld auf 6.75 und bei Rasenschach auf 5.75 Torchancen für den Gegner.

Die Auslegung der Ergebnisse

Es ist leicht zu sehen, daß Sturm die gefährlichste Aufstellung für die eigene Hintermannschaft darstellt. Der Gegner kommt mit jeder Aufstellung, die nicht gerade mauert, oft zum Schuß. In diesem Falle ist Härte auf die Hintermannschaft sehr oft eine gute Wahl - wenn man Angst hat, ausgemauert zu werden, dann hätte man sowieso gleich Mittelfeld spielen müssen.

In allen anderen Fällen ist die Anzahl der Torchancen auf beiden Seiten deutlich geringer. Lediglich die Mittelfeld-Aufstellung könnte vom Gegner plattgeschossen werden; Mittelfeld spielt man aber normalerweise gegen bekannte Maurer oder gegen Teams mit bekannt schlechter Hintermannschaft, gegen die man sich so etwas 'leisten kann'. Je weniger Torchancen es im Spiel gibt, desto mehr kommt es auf jede einzelne Chance an - und desto wichtiger wird Härte im Feld. Dies ist immer dann der Fall, wenn man selbst defensiv spielt. Bei einer offensiven Spielweise ist dagegen die Verstärkung der Hintermannschaft, die das Spiel entscheiden soll, angebracht.