Regelelemente für den Pokalwettbewerb

(Andre Bronswyk)

Es gibt wohl kaum ein United-Ligasystem, in dem nicht auch ein Pokalwettbewerb ausgetragen wird. Um so erstaunlicher ist es da, daß es bislang keine einheitliche Regel für diese Austragung gibt.

Im folgenden will ich versuchen, alle mir bekannten unterschiedlichen Regelelemente aufzuzeigen, um eine Diskussion über die Vor- und Nachteile der einzelnen Regeln anzuregen.

Und da diese Aufzählung schön übersichtlich erfolgt, kann ich kapitelweise meine Kommentare dazu abgeben.

Hintergründe

Warum gibt es überhaupt Pokalspiele? Welchem Zweck dienen sie?

Von allen Vereinen eines Ligasystems, seien es nun 12, 36 oder sogar mehr als 50, kann doch immer nur einer den eigentlichen Titel gewinnen: die Meisterschaft. Man kann zwar auch in den unteren Ligen einen Meister küren, aber das ist mehr ein Pseudotitel, der sich auch in keiner Ehrentafel wiederfindet. Die Chancen auf einen echten Titel sind also sehr gering, zumal man sich erst einmal in der richtigen (ersten) Liga befinden muß. Ist man nicht in der glücklichen Lage, in der ersten Liga spielen zu dürfen, kann man auch schon keinen Titel mehr gewinnen. Da bildet ein Pokalwettbewerb eine ideale Ergänzung. Es gibt plötzlich einen zweiten Titel, den man erringen kann, und dazu muß man nicht einmal Erstligist sein. Hier liegt sicher der Hauptgrund für die Durchführung eines Pokalwettbewerbes.

Der zweite Aspekt, der für das Spiel United allerdings weniger wichtig ist, ist wohl die Realitätsnähe. United soll schließlich den Fußball simulieren, und da gibt es nun mal ebenfalls einen Pokalwettbewerb; warum also nicht auch bei United?

Wer aber soll ihn denn gewinnen, diesen wunderbaren (meist aber nur imaginären) Pokal? Sollte der Titel 'Pokalsieger' an einen der Vereine gehen, die die meisten WPs auf den Platz stellen können? Das wäre wohl in den meisten Fällen ein Erstligist oder ein potenzieller Aufsteiger aus einer unteren Liga. Oder sollten auch die vermeintlich schwächeren Vereine aus den unteren Ligen gute Chancen auf einen Erfolg im Pokal haben? Schließlich sind die Erstligisten doch schon privilegiert bei der Vergabe des Meistertitels, warum sollte man denen auch noch im Pokal eine Bevorzugung zuteil werden lassen, die sie durch die höheren WP-Zahlen zweifelsohne haben?

Erst wenn man sich darüber im klaren ist, welche Absicht man mit dem Pokal verfolgt, kann man sich den einzelnen Regelelementen zuwenden.

Genau da liegt der Hase im Pfeffer!

Ich persönlich bevorzuge die Theorie, daß im Pokal zwar jeder Verein eine Chance haben soll, aber die stärkeren Teams durchaus eine bessere. Dafür darf sich der Pokalsieger ja auch keinen einzigen Ausrutscher leisten.

Grundsätzliches

Ich habe im oberen Abschnitt bereits vorausgesetzt, daß alle Vereine aus allen Ligen am Pokalwettbewerb teilnehmen dürfen. Ich gehe mal davon aus, daß darüber allgemeiner Konsens herrscht.

Auch das einfache K.O.-System als Austragungsmodus betrachte ich als einen Punkt mit allgemeiner Zustimmung; nicht nur wegen der Realität, sondern vor allem wegen des unnachahmlichen Charakters: "Wer einmal verliert, der ist draußen!"

Eben!

Und da ein K.O.-System eine Teilnehmerzahl erfordert, die sich als Potenz mit der Basis 2 darstellen läßt, wird auch kaum ein GM daran vorbeikommen, das Teilnehmerfeld mit Amateuren aufzustocken, denn daß das allemal besser ist als Freilose, daran dürfte auch kein Zweifel bestehen.

Vor allem, weil viele Manager damit zwei Eisen im Feuer haben, weil Amateur-Coups die Schadenfreude besonders fördern und weil durch die Möglichkeit der variablen Aufstellungen Amateure einen 'Staat im Staate' bilden können.

Ebenfalls Einigkeit herrschen dürfte darüber, daß Pokalspiele als Pflichtspiele gelten, daß heißt, sie gelten hinsichtlich von Talenteinsätzen und Fremdeinsätzen wie normale Ligaspiele.

Hiermit hören die Gemeinsamkeiten der vielen Pokalregeln aber schon auf. Alles, was jetzt folgt, ist schon umstrittener.

Schon beim letzten Punkt wäre ich mehr als glücklich, wenn Du recht hättest! Aber in welcher Regel steht diesbezüglich schon etwas drin? Nicht einmal in Oberfoul ...

Heimvorteil

Betrachten wir zunächst die diversen Regelungen zum Heimvorteil:

Version 1: Alle Spiele finden auf neutralem Platz statt.
Version 2: Der niedrigklassigere Verein hat immer Heimrecht. Treffen zwei Vereine aus der gleichen Ligaklasse aufeinander, so findet das Spiel auf neutralem Platz statt.
Version 3: Der niedrigklassigere Verein hat immer Heimrecht. Treffen zwei Vereine aus der gleichen Ligaklasse aufeinander, so wird das Heimrecht zwischen ihnen verlost.
Version 4: In jedem Spiel wird das Heimrecht verlost.

Eine Gemeinsamkeit haben allerdings alle Versionen: Das Finale findet immer auf neutralem Platz statt. In manchen Zines auch das Halbfinale, aber das ist unterschiedlich.

Welchen Effekt erzielen nun die unterschiedlichen Regelversionen?

Nun noch ein paar praktische Beispiele, die gegen die Versionen 2 und 3 sprechen:

In allen diesen Fällen hatte ein niedrigklassigerer Verein grundsätzlich Heimrecht gehabt. Es mag ja ganz schön sein, daß ein Pokalsieger nicht aus der ersten Liga kommt, aber diese Fälle gingen m. E. doch zu weit. (Daß dann im Veni Vidi Vici im Halbfinale auf neutralem Platz der Letztplazierte der dritten Liga den Zweitplazierten der zweiten Liga verdient (!) mit 6:3 schlug, steht auf einem anderen Blatt ...)

Als Beispiel für die 4. Version führe ich das Spielblättchen an. In den beiden vergangenen Saisons waren jeweils 5 Erstligisten unter den besten 8 Vereinen, davon erreichten 2 bzw. 3 das Halbfinale. Pokalsieger wurde jedoch einmal ein Zweitligist und einmal ein Drittligist. Diese Konstellation gefällt mir persönlich sehr gut.

Für die 1. Version weiß ich leider noch kein Beispiel.

In AUFSTIEG (Version 1) standen im Viertelfinale (= 3. Runde) die 5 stärksten Erstligisten, zwei neu aufgebaute Zweitligisten (gegeneinander) und ein Amateur, der zuvor nur gegen Amateure gespielt hatte. Der Zweitligist scheiterte dann im Halbfinale.
Im Vorjahr passierte bei derselben Regel exakt dasselbe: 5 gute Erstligisten, zwei starke Zweitligisten, ein Amateur, der letzte Zweitligist verlor im Halbfinale.
(Beide Male übrigens gegen Thomas Schreckenbergers Kraichgau Rangers, die diesmal Pokalsieger wurden, nachdem sie letztes Jahr das Finale im Elfmeterschießen verloren hatten.)

In einer Abstimmung (mit spärlicher Beteiligung) haben alle 5 stimmwilligen ober- wie unterklassigen Manager die Einführung der Version 5 (Heimvorteil für unterklassige Vereine, bei gleicher Liga für den in der Tabelle schlechter stehenden Verein) einstimmig abgelehnt.

Verlängerung

Endet ein Spiel nach 90 Minuten Unentschieden, so gibt es in allen mir bekannten United-Ligasystemen zunächst eine Verlängerung.

Da diese in der Realität 30 Minuten dauert, also ein Drittel der normalen Spielzeit, werden die neu berechneten Torchancen gedrittelt, und zwar getrennt pro Reihe gerundet. Dabei sind Spieler, die in der regulären Spielzeit vom Platz gestellt wurden, natürlich nicht mehr dabei.

Und hier habe ich auch gleich eine Regelunklarheit entdeckt. Was passiert mit den Härtepunkten auf der Torwart- oder Ausputzerposition, wenn der Torwart / Ausputzer während der regulären Spielzeit vom Platz gestellt wurde? In einer Feldreihe gelten solche Punkte natürlich weiter, aber auf einer Einzelposition? Schließlich darf man ja auch regulär keine Härtepunkte auf die Torwartposition verteilen, wenn dort wegen einer Sperre kein Spieler eingesetzt werden kann. Das gleiche gilt für die Ausputzerposition, auch dort darf keine Härte eingesetzt werden, wenn dort kein Spieler eingesetzt wird. Es wäre doch äußerst unrealistisch, könnte man einen nicht mehr spielenden Torhüter oder Ausputzer durch Härte verbessern. Man könnte sogar noch weiter gehen: Wenn z. B. im Sturm nur zwei Spieler eingesetzt wurden und beide in der regulären Spielzeit vom Platz geflogen sind, dann wäre es genauso unrealistisch, wenn Härtepunkte im Sturm in der Verlängerung noch Bestand hätten. Andererseits wäre es aber auch ungerecht, Härtepunkte in gewissen Reihen zu streichen und andere stehen zu lassen, denn die werden ja in der Verlängerung nicht mehr bestraft, oder?

Wie unrealistisch es auch sein mag, UNITED/ST macht genau das oben Beschriebene. Genau wie die Härtepunkte erhalten bleiben, wenn der Torwart in der 1. Minute vom Platz gestellt wird, bleiben sie auch in der Verlängerung noch wirksam. (Begründung weiter unten.)

Genau damit bin ich auch noch nicht zufrieden. Die Härtepunkte, die für die reguläre Spielzeit eingesetzt wurden, gelten natürlich auch noch in der Verlängerung - ich kenne zumindest keine Regel, die die Härte in einer Verlängerung auf Null reduziert.

Das wäre auch schon deshalb schwierig, weil man dann Aufstellungen haben würde, bei denen die 3:1-Regel nicht mehr erfüllt wäre. Das kann bei Roten Karten zwar auch passieren, ist aber dennoch nicht wünschenswert.

Erstaunlicherweise wird die Härte aber in der Verlängerung überhaupt nicht bestraft! Warum??? Es gibt m. E. keinen plausiblen Grund für diese Regelung.

Man kann die Verlängerung einerseits als ein völlig neues Mini-Spiel mit allgemeiner Drittelung, andererseits als eine 'Verlängerung' des normalen Spiels auf 120 Minuten auffassen.

Und gerade letzteres entspricht der Vorstellung, die ich bei diesem Begriff habe. Daher ist auch klar, weshalb ich nicht zwischen dem Platzverweis in der regulären Spielzeit und seiner Wirkung auf die Verlängerung unterscheiden will.

Eigentlich müßte in einem solchen Fall natürlich die Stärke nicht durch 90, sondern durch 120 geteilt werden; leider weiß man das aber erst hinterher.

Deshalb habe ich in United-Omega Pionierarbeit betrieben und eine Regel eingeführt, die Härte auch in der Verlängerung bestraft. Dabei habe ich auf das Naheliegendste zurückgegriffen: Zur Berechnung von Karten und Elfmetern wird die Zahl der eingesetzten Härtepunkte gedrittelt und aufgerundet. Erhält dabei ein Spieler die rote Karte, so errechnet sich seine für die Verlängerung gültige Stärke durch: Stufe * (Minute - 90) / 30. Erhält ein Spieler eine Gelbe Karte, der schon in der regulären Spielzeit Gelb gesehen hatte, so wird daraus Rot.
(Da ich eine Oberfoul-Disziplinarmatrix verwende, hat diese Regel übrigens die Konsequenz, daß nun auch bei Härte 1 ein Spieler die Rote Karte sehen kann, falls sein Verein in eine Verlängerung muß.)

Da ich ein Pokalspiel als unteilbare Einheit auffasse (man darf für die Verlängerung ja keine bedingten Befehle abgeben), würde das Härte-Konzept der Disziplinarmatrix, das dem Manager durch eine begrenzte Streuung ja gerade eine Abschätzung der zu erwartenden Strafen ermöglichen soll, mit der Verlängerung voll unterlaufen. Woher soll ein Manager wissen, ob sein Team in die Verlängerung muß? Du als GM multiplizierst die vom Manager gezielt eingesetzten Härtepunkte ohne dessen Wissen mit 1.33. Das hatte er sich aber eventuell anders gedacht.

Mit einer neuen Berechnung der Elfmeter, nunmehr mit nur noch 3.3% pro Härtepunkt, würde man dagegen die positive Wirkung der Härte in der Verlängerung entsprechend abschwächen. Da keine weiteren Karten verteilt werden sollten, könnte man zum Ausgleich diese Chance auf 4% erhöhen.

Zum Thema "Rot bei Härte 1" siehe meinen Artikel an anderer Stelle in diesem Heft.

Ich kann nicht begreifen, warum in den vielen Jahren, in denen nun schon United gespielt wird, noch niemand vor mir eine solche Regelung eingeführt hat. Sie ist vollkommen realitätsbezogen und bringt für das Spiel United keinen erkennbaren Nachteil.

Und es kann ja auch nicht sein, daß das Fehlen dieser Regel nie jemand bemerkt hat. Schließlich steht ja z. B. in der Regel von AUFSTIEG explizit drin: "Härte kann in der Verlängerung nicht zu weiteren Strafen führen." Warum nur???

Eben gerade weil der Manager darauf nicht vorbereitet sein kann.

Elfmeterschießen bzw. Wiederholungsspiel

Sollte es nach einer Verlängerung immer noch unentschieden stehen, dann gibt es zwei Möglichkeiten, zu einer Entscheidung zu kommen: Ein Elfmeterschießen oder ein Wiederholungsspiel.

Letzteres bringt wohl nur dann überhaupt einen Sinn, wenn das erste Spiel nicht auf neutralem Platz stattfand, sondern eine der Mannschaften Heimvorteil hatte.
Wurde dieser Heimvorteil nach obiger Version 2 oder 3 vergeben, dann kann man davon ausgehen, daß die Auswärtsmannschaft mit großer Wahrscheinlichkeit die stärkere ist. Ein Wiederholungsspiel würde also die Chancen des Außenseiters auf ein Weiterkommen stark reduzieren, während er in einem Elfmeterschießen wohl eher Siegeschancen hätte. Wenn man also auf dem Standpunkt steht, dem Außenseiter möglichst gute Chancen zu gewähren, dann ist ein Elfmeterschießen sinnvoller als ein Wiederholungsspiel.
Andererseits kann man aber auch folgende Meinung vertreten: "Wenn der schon trotz Heimvorteil den Sieg nicht schafft, dann hat er es auch nicht unbedingt verdient, weiterzukommen!" In diesem Falle wäre ein Wiederholungsspiel die fairere Lösung.

Wie sieht es nun aus, wenn der Heimvorteil in jedem Spiel verlost wurde (Version 4)? Gibt es dann überhaupt Gründe für ein Elfmeterschießen? Wenn der Saisonplan genügend Platz läßt für Wiederholungsspiele, dann wohl kaum. Wenn der Heimvorteil schon ohne jede Bevorzugung niedrigerer Klassen verlost wurde, dann sollte bei einem Unentschieden ruhig auch die Auswärtsmannschaft einmal Heimvorteil bekommen.

(Eine Frage an den Programmautor von UNITED/ST: Läßt das Programm dem GM die Wahl, ob ein Elfmeterschießen durchgeführt werden soll oder nicht?)

In irgend einer Version 1.1x habe ich nebenbei die Kommentarklammern um die entsprechenden Anweisungen (die Lukas vor Jahren bereits eingebaut hatte) entfernt. Zu Beginn einer kompletten Pokalspiel-Auswertung kann man nun also für alle Pokalspiele diese Entscheidung global fällen. (Dasselbe gilt übrigens auch für Freundschaftsspiele; irgendwann wird wohl mal ein Programm-Parameter daraus werden.)

Der Preis, den man dafür zahlt: Ohne Verlängerung erhalten bei einem Unentschieden beide Vereine (derzeit noch) die halbe Pokalprämie in Geld und WP! Da ich dies sowieso nicht selbst verwenden werde und das Nicht-Elfmeterschießen nur als Service für andere GMs im Programm drinlasse, habe ich hier derzeit keine Änderung vor. Vielleicht sind wir uns nach der hier begonnenen Diskussion irgendwie einig - dann passe ich das Programm ggf. an.

Für diejenigen, die gerne realitätsbezogen spielen, ist die Sache sowieso logisch: Es muß natürlich ein Wiederholungsspiel geben!

Eines dürfte klar sein: Endet auch ein eventuelles Wiederholungsspiel nach einer Verlängerung unentschieden, dann gibt es auf jeden Fall ein Elfmeterschießen.

Bevor die Realos zu jubeln anfangen: Die Spielbarkeit halte ich für wichtiger als die Simulation. Soll dann auch das Finale zu einem Wiederholungsspiel führen können? Ich möchte möglichst keine Sonderbehandlung.

Wie läuft nun ein Elfmeterschießen ab? Natürlich: Wie in der Realität. Jede Mannschaft erhält zunächst 5 Elfmeter; ist auch dann noch keine Entscheidung gefallen, schießen solange beide Teams je einen Elfmeter, bis genau einer der beiden zu einem Tor führt.

Doch halt, einen Unterschied gibt es! Wenn es in der Realität z. B. nach jeweils drei Elfmetern für beide Teams 3:0 steht, wird bereits abgebrochen, da eine Mannschaft schon uneinholbar vorne liegt. Bei United werden dagegen alle Elfmeter gnadenlos ausgeführt. Für das Spiel hat das freilich keine Auswirkungen, nur für Statistik.

UNITED/ST würfelt tatsächlich erst einmal 10 Elfmeter aus, egal was dabei passiert. Übrigens auch nicht abwechselnd, sondern erst alle 5 der einen, dann alle 5 der anderen Mannschaft. Deshalb haben wir auch nicht daran gedacht, abzubrechen.

Die Inkompatibilität zur Realität hat spieltechnisch aber einen Vorteil: Man kann als Zuschauer mehr Rückschlüsse über die Torleute gewinnen. In United wird ja normalerweise (ich mag mich vielleicht täuschen) bei einem Elfmeterschießen weder die Torfolge noch die Anzahl der Schüsse explizit veröffentlicht, u. a. weil kein regeltechnischer Bedarf nach einem Elfmeterschützen besteht. Jedenfalls nicht in Oberfoul und United3 - und eine sonstige Regel müßte erst einmal gefunden und allgemein akzeptiert werden.

Was geschieht, wenn beide Torleute die Stärke 0 haben? Da dieses unweigerlich zu einem Dauer-Unentschieden führen würde, gibt es eine sehr dubiose Kompromißregel: (Zugegeben, ich weiß auch keine bessere, sie ist nämlich gar nicht so übel ...) "Beide Torleute steigern sich nur im Elfmeterschießen auf Stärke 10." Klar, wenn beide gleich stark bzw. schwach sind, muß halt gelost werden, und das geht natürlich auch auf diese Weise.
In einigen Zines steigen die Torleute auch nur auf Stärke 1 anstatt 10. Da endet dann das Spiel eher 19:18 statt 3:2 - für einen von Hand auswertenden GM eine mittelschwere Katastrophe.

Wie (fast) immer kann man das dann mit der Realitätsnähe erklären; zwei so schwache Torhüter können sich zwar speziell in dieser besonderen Situation ein wenig steigern (von 0 auf 1), aber doch nicht gleich zum Superstar werden (auf 10). Ob aber das 19:18 realistischer ist als das 3:2 ...

Ob die Wahrscheinlichkeit von 0 bis 50% überhaupt irgendwie realistisch ist? United kennt ja nicht einmal eine Elfmeter-Trefferwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit vom Schützen!

Elfmeterschießen ist eine Art Losentscheid mit eventuell ungleichen Chancen, mehr nicht. Erfunden wurde diese Regel übrigens, wenn ich mich recht erinnere, nicht für United, sondern für die erste Turnited-Programmfassung für die Spieltage in Essen, wo derartige Probleme beim Programmtest ständig auftraten.

Die Verhinderung eines (hochgradig unrealistischen) 19:18 erscheint mir sinnvoller als die Proportionalität der Effekte - bei gleicher Anzahl der Schüsse zählt ohnehin nur, wer besser ist.

Es wird übrigens nicht veröffentlicht, ob eine solche Erhöhung stattgefunden hat.

Nun bleibt noch das Problem, das auch in der Verlängerung schon aufgetaucht ist. Was passiert mit Härtepunkten auf den Torhüter, der dafür im Spiel vom Platz gestellt wurde? Haben diese auch im Elfmeterschießen noch Bestand? Wäre ja wohl ungerecht!

Und was passiert mit dem vom Platz gestellten Torhüter, der bereits in der Verlängerung auf Stufe 0 hätte reduziert werden müssen? Wie gerecht ist das denn im Elfmeterschießen, wenn einer der beiden Vereine praktisch gar nicht antreten darf?

Daher werden Elfmeter im Elfmeterschießen genauso wie Elfmeter in der Verlängerung ausgewertet: Ein vom Platz gestellter Torwart ist weg, die Härtepunkte sind aber noch da. Mit Härte auf T hat man also immer eine kleine Chance.

Das Programm hat übrigens zu diesem Zeitpunkt die Originalstärke des Torwarts gar nicht mehr zur Verfügung - man müßte sie zu diesem Zweck irgendwo zwischenspeichern ...

Europapokalmodus

Beide Vereine erhalten jeweils einmal Heimrecht. Wer aus der Summe beider Spiele als Sieger hervorgeht, erreicht die nächste Runde. Bei Gleichstand kommt die Mannschaft weiter, die mehr Auswärtstreffer erzielen konnte. Herrscht auch hier Gleichheit, wird das zweite Spiel in eine Verlängerung geführt und notfalls durch Elfmeterschießen entschieden.

Zur Klarstellung: Diese Regelung habe ich bislang noch nirgendwo gesehen. Ich möchte sie nur einmal in Gedanken durchspielen.

Im Flächösi-Euronited war doch wohl mal ein nationen-übergreifender 'Europapokal' geplant. Wäre dort diese Regelung verwendet worden?

Die Ausgangsposition ist für beide Teams in etwa gleich, lediglich die Mannschaft, die als erstes auswärts antreten muß, hat einen kleinen Vorteil, da sie in einer eventuellen Verlängerung im zweiten Spiel den Heimvorteil für sich hätte.

Daher darf man z. B. im United-Europapokal das "Spiel auf Unentschieden" auch nur in Auswärtsspielen anwenden, um z. B. einen knappen Heimsieg über die Zeit zu retten.

Zugegeben, diese Regelung ist nicht gerade sehr realistisch für einen deutschen Pokalwettbewerb, aber in Italien z. B. gilt diese Regelung tatsächlich. Und sie ist taktisch bestimmt nicht ohne Reiz:

Also, wann wird ein GM es wagen und diese Regelung ausprobieren?

Mir fällt spontan ein Problem ein: Entweder das Finale wäre wieder anders als alle anderen Spiele, oder man bräuchte für 64 Teilnehmer, die man ab 3 12er-Ligen immer hat, bereits 12 Runden.

Zeitpunkt

Finden die Pokalspiele besser vor oder nach den Ligaspielen statt? Das kann der GM halten wie ein Dachdecker. Wenn er den Mannschaften mit Torwart-Talent eine Chance in einem Elfmeterschießen gönnen will, dann sollte er die Pokalspiele nach den Ligaspielen ausrichten. Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang der nächste Punkt:

Einspruch: gerade diese beiden Aspekte möchte ich gemeinsam diskutieren - siehe unten.

Sperren

Betrachten wir zunächst den gebräuchlichen Fall, daß Gelbe und Rote Karten in Liga und Pokal gemeinsam gezählt werden.

Es ist Geschmackssache, ob man dafür ist, daß Sperren sich im Pokal auswirken, oder nicht. Letztendlich ist die Frage nach dem Zeitpunkt der Spiele aber weniger wichtig.

Gerade der beschriebene Effekt, daß man in Ligaspielen seine Pokalsperren absitzen kann, macht den Pokalwettbewerb auch für den Tabellen-6. der 2. Liga interessant, für den sonst die Saison vielleicht schon gelaufen ist. Überhaupt ist das eine Kompensation des Vorteils, den die Erstligisten mit einer 2. Titelchance haben - siehe Einleitung.

Zum Zeitpunkt ist nur anzumerken, daß man möglichst verhindern sollte, daß Verein A, der bereits aus dem Pokal ausgeschieden ist, direkt vor dem Pokalspiel seinem Spezi B einen X I 10 für 2500 kKj herüberschiebt und einen gleichwertigen Spieler nach dem Pokalspiel für einen ähnlichen Preis zurückerhält. Sehnsüchtig denke ich an die Zeiten zurück, als das in Oberfoul mit United3-Regeln noch ging ...

Welche Vor- und Nachteile hat es aber, die Karten im Pokal und in der Liga getrennt zu werten?

In der CFL-Post z. B. ist dieses der Fall; dort werden die Strafen im Pokal immer zur Basis 8 erhoben (im Gegensatz zur Liga mit Basis 10). Im Pokal gesperrte Spieler können in der Meisterschaft eingesetzt werden und umgekehrt.

Die Argumentation für diese Regel liegt auf der Hand: Ein Spieler soll in dem Wettbewerb bestraft werden, in dem er sein Vergehen begangen hat. Das klingt so logisch, das mir nichts einfällt, was dagegen spricht. Außerdem entspricht es mal wieder der Realität ...

Es widerspricht aber eben den United3-Regeln, in denen allgemein nur von einem einzigen DP-Wert eines Spielers die Rede ist, der bei der Überschreitung gewisser Grenzen gewisse Strafen nach sich ziehen soll. Das war der Stand der Dinge, als wir UNITED/ST entwickelt haben. Also haben wir nur diesen einen Wert vorgesehen und den Pokal dann nachträglich damit verknüpft.

Zudem müßte man übrigens noch beim NL-Wert nachprüfen, ob beide DP-Sorten zu demselben 'Kurs' bewertet werden sollen oder nicht.

Die "Realität" ist übrigens, daß ein Spieler, der vom Platz geflogen ist, manchmal auch gar nicht gesperrt wird, und daß ein Spieler, der seinem Gegner im Ligaspiel das Bein bricht, im Pokalspiel der nächsten Runde wieder fröhlich zutreten darf. Mal ganz abgesehen davon, daß in United Sperren nicht im nächsten Spiel, sondern in der nächsten Runde in Kraft 'treten', um beliebig chaotische bedingte Befehle zu vermeiden.

Einnahmen

Hier gibt es die unterschiedlichsten Regelungen. Am häufigsten ist mir bislang die 'normale' Regel begegnet, gemäß der ein Verein für einen Sieg in einem Pokalspiel 40 kKj und einen WP erhält, während der Unterlegene leer ausgeht.

Beide Prämien sind in der UNITED/ST-Parameterdatei einstellbar. Es erscheint mir aber wünschenswert, daß die Prämie für ein 'Pflichtspiel' innerhalb eines Ligasystems einheitlich gehalten wird.

Falls ein Wiederholungsspiel nötig wird, darf natürlich für ein Remis keinerlei Einnahme vergeben werden, da sonst abgesprochenen Spielen Tür und Tor geöffnet werden.

Falls wirklich niemand anderer Meinung wäre, müßte ich das wohl anpassen.

Da das Programm unterscheiden kann, daß man nach Pokalspielen keine Tabellenpunkte bekommt, dürfte an derselben Stelle auch die Prämie variabel gehalten werden können.

In der CFL-Post bekommt man 50 kKj und einen WP, was noch keinen großen Unterschied macht, aber siehe da: der Unterliegende erhält 25 kKj und einen halben WP! Dieses gilt bis einschließlich der Finalbegegnung, wo der Pokalsieger allerdings 1.5 WP und 100 kKj bekommt. Welchen Effekt GM Raimund mit dieser Regel bezweckt hat, weiß ich leider nicht. Der einzige Unterschied, der durch die Prämie für den Verlierer zustande kommt, besteht darin, daß jeder Verein ganz einfach 0.5 WP und 25 kKj geschenkt bekommt und der Pokalsieger nochmals weitere 25 kKj. Ob's das gebracht hat ...

UNITED/ST kann das nicht.

Im Spielblättchen erhält ein Profiverein für einen Sieg 100 KDM, aber keinen WP! Diese Regel eignet sich gut dazu, einer WP-Schwemme vorzubeugen.

Das kann UNITED/ST dagegen sehr wohl.

Eine WP-Schwemme muß man aber wohl mit wirkungsvolleren Mitteln bekämpfen.

Im Veni Vidi Vici sind die Siegprämien nach Runden gestaffelt. Im Laufe des Wettbewerbes gibt außer einem WP zusätzlich 40, 50, 60, 100, 150 und 250 KDM. Der Effekt: Die starken Vereine werden noch stärker, da sie unverhältnismäßig viel Geld erhalten.

Das könnte man mit UNITED/ST hinkriegen, wenn man jeweils bei Rundenbeginn die Parameterdatei entsprechend anpaßt.

Torschützen

Egal, ob man im Pokal Torschützen veröffentlicht oder nicht, die Tore dürfen bei der Erstellung einer Torschützenliste nicht mitgezählt werden. Man stelle sich mal das 30:20 vor, wenn ein Profi auf seinen eigenen Amateur trifft ...

Genau das dachten wir uns auch. Es spricht allerdings nicht viel dagegen, die Torschützen zumindest anzugeben, um den Managern die für Ligaspiele üblichen Informationen zufließen zu lassen.

Im Spielblättchen kann man auch bei einer Amateuraufstellung zu jeder der drei Feldreihen einen Namen angeben, der dann als Torschütze genannt wird.

Letzteres ist in UNITED/ST bisher nicht vorgesehen, wäre aber wohl recht einfach nachzurüsten.

Amateure

Oft entscheidet ein Qualifikationsturnier darüber, welche Manager eine Amateurmannschaft in den Pokalwettbewerb schicken dürfen. Dieses Turnier kann auf die verschiedensten Weisen ausgetragen werden, aber das soll hier nicht das Thema sein.

Nicht? Wo bleibt die Werbung für das wunderbare Turnier-Fußball?

Amateure erhalten in den meisten Fällen gegen Profis den Heimvorteil zugesprochen, selbst bei Heimvorteil-Version 4.

Natürlich nicht bei Version 1 - daher müssen dort die Amateure entsprechend stärker anfangen, z. B. in AUFSTIEG mit 75 WP.

Erreicht ein Amateurverein die nächste Runde, so erhält er normalerweise 4 oder 5 WP hinzu, um konkurrenzfähig zu bleiben. In einigen Ligasystemen (z. B. Veni Vidi Vici) bekommt ein Amateur sogar eine Geldprämie. Da diese aber nicht für den Amateur genutzt werden kann, erhält der Profiverein des Managers sie gutgeschrieben. Diese Regel leuchtet mir nicht ein, da ich zwischen dem Amateur und dem Profi keinerlei Zusammenhang sehe.

Na, immerhin ist es ja doch derselbe Manager, der die Züge dafür abgibt! Verstehen kann ich eine solche Regel also schon.

UNITED/ST kennt diesen Zusammenhang nicht (Amateure sind einfach anonyme, nicht dauerhaft gespeicherte Daten), man könnte die entsprechenden Geldprämien aber direkt per Programm-Funktion dem zugehörigen Profi gutschreiben (dazu muß man sich merken, wer das war).

In AUFSTIEG bekommt der Amateur 5 WP pro Runde.

Etwas ganz merkwürdiges gibt es im Spielblättchen: Dort darf ein Amateur Härte einsetzen! Dafür reduziert sich seine Stärke für das nächste (!) Spiel pro Gelbe Karte um 3 und pro Rote Karte um 10 WP ...
Überflüssig zu erwähnen, daß meine Amateure bislang immer mit Härte 10 gespielt haben, konnten sie doch (abgesehen von Elfmetern) für das laufende Spiel nicht bestraft werden. Schließlich könnte der nächste Gegner ja mein Profiverein sein ...

Und wenn nicht, dann hat man wenigstens einen Profi rausgeworfen und ggf. noch Prämien für den eigenen Profi eingespielt, auch wenn in der nächsten Runde dann Endstation ist.

Mit schlechter Hintermannschaft (siehe Härte-Analyse) würde ich dort also ebenfalls voll prügeln.

Epilog

Dieser Artikel erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Ich kenne viel zu wenig Ligasysteme, um einen umfassenden Überblick über alle Regeln zu haben.

Auch kann es durchaus sein, daß ich einige Aspekte übersehen oder andere falsch interpretiert habe. Aber zum Glück gibt es ja noch den ehrenwerten Herausgeber, der hoffentlich wieder seinen Senf dazugibt und die Fehler meines Artikels schonungslos aufdeckt ...

Immerhin war die Auflistung der Aspekte, über die wir hier ja diskutieren wollen, dermaßen vollständig, daß mir spontan nichts weiteres mehr einfällt - vielen Dank!

Da morgen Redaktionsschluß sein wird, werde ich meine Suche in anderen Pokalregeln auf das nächste Heft verschieben.