Kein Aprilscherz!

(Gerd-Michael Merten)

Finanzierung eines Auswertungs-Rechners

Da Du Dich nun schon mal 'eingemischt' hast, kann ich mir eine Kommentierung Deiner Bemerkungen natürlich nicht verkneifen, wenn auch dieses Thema eventuell besser ins Interzine paßt.

Wie beliebtest Du Lukas zu zitieren:

"Laut Interzine soll Gerd-Michael Merten, der Herausgeber des Grünen Rössels und überzeugter per-Hand-Auswerter, seinen Abonnenten probehalber den Vorschlag gemacht (haben), ihm einen neuen Rechner mitzufinanzieren, damit er sein United-System auf UNITED/ST umstellen könne (schnellerer ZAT usw.). Das riecht nach einem verfrühten Aprilscherz (es geht um ca. 40 DM pro Abonnent...)."

Die Anmerkung im Interzine war naturgegeben recht kurz, Deine Umformulierung führte nun aber zu drei Fehlern. Erstens handelt es sich mitnichten um einen Aprilscherz; zweitens war mir selber noch gar nicht bekannt, daß ich ein überzeugter per-Hand-Auswerter sei; drittens stammt der Vorschlag nicht von mir, sondern von einem der Manager. Und noch ein Viertens: Gerade Du als überzeugter Rechner-Nutzer müßtest die Idee doch lobenswert finden. Von wegen der geringeren Fehlerhäufigkeit etc. Oder habe ich da irgendwas nicht verstanden?

Ich habe erleben müssen, wie Holger Meisenbach trotz UNITED/ST, aber ohne selbst elementarste Kenntnisse der Rechnerbedienung, das United-GMing im Schienbeinschützer hingerichtet hat. Wenn sich jemand einen Rechner kauft, um damit United auszuwerten, ohne ansonsten etwas vom Rechner verstehen zu wollen, dann hat er das Problem nur verlagert. Bei Dir sieht das natürlich anders aus ...

Aber der Reihe nach und mit einem weiten Rückgriff in die Geschichte, um dadurch ein paar Miß(t)verständnisse aus dem Weg zu räumen.

Von Beruf bin ich Organisations-Programmierer. Aber mir zu Hause einen Rechner hinzustellen, da kam mir lange nicht in den Sinn. Wozu auch? Irgendwann kaufte ich mir dann einen Commodore plus/4. DM 150,- inkl. Datasette, das erschien mir für dieses Experiment (kann ich so ein Teil überhaupt gebrauchen?) angemessen. Irgendwann kam dann noch ein gebrauchter Drucker hinzu und als die Datasette Probleme mit dem Laden bekam, auch eine Floppy. Zwischendurch ergatterte ich auch noch eine recht brauchbare Textverarbeitung.

Wie stehe ich nun zu dem Rechner? Ohne ihn, d. h. ohne die Textverarbeitung, würde ich schon lange weder das Rössel herausgeben noch United GMen. Nur mit einer Schreibmaschine wären die Jobs für mich nicht mehr zu schaffen. Aber weitere Einsatzmöglichkeiten eines Rechners neben diesen Tätigkeiten? Da fällt mir auch heute noch nichts zu ein. Interzine und United-Forum hätte ich als Nur-Spieler nicht abonniert, ich würde dann also auch keine Leserbriefe schreiben. Die Daten meiner United-Teams befinden sich immer noch auf Papier, wo sie wohl auch bleiben werden. Den Rechner kann man so schlecht mit auf's Klo oder in den Bus nehmen. Aus beruflichen Gründen brauche ich auch keinen Compi, und Computer-Spiele reizen mich nicht im geringsten. Zusammengefaßt: Meinen Bonsai brauche ich nur für das Rössel und ohne ihn gäbe es wahrscheinlich das Rössel schon längst nicht mehr. Auswertung per Rechner - klar, das hat einige riesige Vorteile. Zum einen spart man Zeit, zum anderen kennt ein Rechner keine Tagesform. Ich hingegen, als per Hand auswertender GM, durchaus.

Die Auswertung auf Rechner umzustellen, dazu kämen nun zwei Wege in Frage. Der erste ist, daß ich mich hinsetze und die nötigen Programme schreibe. Von meinen Programmier-Kenntnissen traue ich mir durchaus zu, ein Paket zu schreiben, das auch wartungsfreundlich ist. An einem Wochenende ist das aber nicht zu schaffen. Und so fehlt mir also einfach die Zeit. Als Alternative dazu wäre es möglich, daß United im Rössel auf einem Rechner ausgewertet würde, auf dem UNITED/ST läuft. Und da wird's dann problematisch. Ich bin überzeugt, da ich für eine entsprechende Konfiguration einen vierstelligen Betrag hinlegen müßte. Aber nur um weiter Herausgeber und Spielleiter mimen zu können - dafür habe ich so viel Geld nicht übrig.

Einige Gespräche mit Managern kamen nun auch auf dieses Thema. Man schlug mir vor, ich solle mir doch mal 'nen "richtigen" Computer zulegen, damit ich dann Dein Programm einsetzen könne. Wenn ich dann antwortete, da ich diesen Rechner dann nur für's Rössel gebrauchen könne, ich daher dazu nur dann bereit sei, wenn sich das Rössel angemessen an den Kosten beteilige, war das Thema im allgemeinen gestorben.

Bis es dann einmal anders kam. Ein Manager reagierte mit der Antwort: "Warum eigentlich nicht? Ich würde mich beteiligen." Er meinte, das könne klappen - ich war anderer Ansicht. Klären ließ sich das aber nur, indem diese Idee, wie von Wim gewünscht, im Rössel vorgeschlagen wurde.

Es ist also wirklich kein April-Scherz. Amateur-Szene, das kann doch wohl nicht bedeuten, da ein Spieleiter über 1000 DM auf den Tisch legt, nur um das Spiel am laufen zu halten. Natürlich kann man auch keinen Manager dazu verdonnern, diese 40,- zu zahlen. Aber es ist nun einmal nicht auszuschließen, daß ich irgendwann vor der Alternative stehe, daß entweder ein größerer Betrag aufgebracht werden muß, oder ich United nicht weiter leiten kann. (Womit wir jetzt eigentlich mitten in dem Thema 'Kosten-Erstattung für GMs' sind). Wie ich mich dann entscheiden werde, das steht fest. Was ich bereit bin, an Knete in's Rössel zu investieren, das habe ich bereits ausgegeben (mit Ausnahme von laufenden Kosten wie Papier, Farbband, United-Forum ...). Dann werden die Manager auf andere Resourcen zurückgreifen müssen.

Tja Michael, das ist ein Aspekt, den auch Du bei der Frage "Auswertung per Hand oder per Rechner" anscheinend immer übersehen hast: Es gibt spielbegeisterte Leute, die auch Lust am GMen haben, aber weder einen PC noch einen ST besitzen. Mit Deinem 'Verdammen' der Hand-Auswertung mußt Du daher bei mir auf taube Ohren stoßen. Aber dann gleich von einem "überzeugten per-Hand-Auswerter" zu reden, das hört sich so an, als könntest Du Dir Menschen ohne Computer gar nicht mehr vorstellen. 's wäre schade.

Ich glaube, Du hast ziemlich recht. Ich gehe - wie oben gesehen - davon aus, daß man ohne zumindest elementare Rechnerkenntnisse mit dem besten Programm nicht viel wird anfangen können. Daher kommen als rechnergestützte GMs natürlich nur Rechnerbenutzer in Frage. Und von denen haben inzwischen ziemlich viele Leute einen Rechner daheim - und sei es nur, um Textverarbeitung darauf zu betreiben. (Das ist für mich ein ganz wesentlicher Punkt bei der Sache.) Für einen Urlaub investiert man heutzutage wohl auch schon vierstellige Beträge - weshalb nicht in einen Rechner, der dann natürlich schon ein Weilchen in Gebrauch bleiben sollte? Und so gesehen gehörst Du - wenn Du mit Deinem Minirechner wirklich auskommst - bereits zu einer Minderheit. Ich "verdamme" manuelle GMs keineswegs - ich bedauere sie aber von ganzem Herzen ...

Daß ich selbst jährlich ca. 2000 DM in meine Rechner-Ausstattung stecke (dafür fahre ich ja auch nicht in Urlaub - in welcher Zeit denn auch?), ist natürlich für niemanden sonst zumutbar. Aber Du selbst hast ja auch so viele sonstige Interessen, daß Du nur gerade für United noch Zeit hast, für sonstige Computer-Nutzung bereits nicht mehr. (Immerhin für die über 20 Seiten Artikel in Heft 10+11 schon!) Ob Dir die zusätzliche Freizeit, die Du durch eine beschleunigte Auswertung haben würdest, nicht eines Tages doch etwas wert ist? (Egal, ob das die Anschaffung eines Rechners oder der Entwurf eines eigenen Auswerteprogramms im nächsten Jahresurlaub bedeutet!)