Privater Handel

(Michael Schröpl)

Die Pressemeldung

Auslöser für diesen Artikel ist im wesentlichen der Artikel der Mampfer in der Rundschau 33, dem das Gerücht zu entnehmen war, ich hätte Ralf Eerenstein (Tonivit) bei "einem Kungelgeschäft abgezogen" (was immer das bedeuten mag). Nun ist es mit Gerüchten so eine Sache - gerade der nette Ton, in dem Udo Schlager geschrieben hat, macht mich ein wenig mißtrauisch. Wie dem auch sei - eine gute Gelegenheit, ein paar allgemeine Worte über privaten Handel zu verlieren.

Zunächst einmal muß man natürlich sagen, daß der Spielleiter "offensichtlich unausgewogene" (?) Handel untersagen kann und davon auch Gebrauch machen sollte. (In diesem Zusammenhang werden immer wieder die Begriffe 'Oma', 'Hund' und 'linker Turnschuh' fallen.) Frank Altpeter hat meinen privaten Handel mit Tonivit genehmigt. Ich werde im folgenden erläutern, wieso ich dies für gerechtfertigt halte, insbesondere aber auch, was man daraus für private Händel allgemein ableiten kann.

Der Handel

Zu Beginn der 5. Runde der Saison kaufte Sing Sing von Tonivit die Spieler Mabuse und Bunny für 1138 kKj. (Übrigens: Zufällig die beiden Spieler, für die ich zu Beginn derselben Saison von Ralfs Vorgänger den sagenhaften Mack G. Dane eingetauscht hatte! Meine Güte, welch ein - korrekter - Tausch ...) Beide Spieler waren Feldspieler II 8; Mabuse war doppeltqualifiziert mit drei Einsätzen in der dritten Feldreihe, Bunny fehlten noch zwei Spiele zur Doppelqualifikation.

In anderen Ligasystemen gibt es Begriffe wie 'Handelswert' eines Spielers, die hier leider nicht anwendbar (weil nicht definiert) sind; dennoch kann man versuchen, zu verstehen, welche Auswirkungen der Handel für beide Partner hatte.

Sing Sing mußte sich für diesen Kauf auf -900 kKj verschulden. Zudem besaß ich zwei weitere II 8-er Feldspieler, die ich sicher nicht bis zur Alterung behalten wollte. Also war klar, daß ich nach der 7. Runde die beiden anderen Spieler an die NL verkaufen würde; Mabuse und Bunny würden notfalls auf 10 trainiert werden (durch den Pokalsieg kam es dann auch wirklich so). Für ca. 150 kKj Zinsen (in der 7. Runde war ich durch den Verkauf bereits wieder auf 0) hatte ich mir also zwei II 8-er für drei Runden geliehen - eine nette Verstärkung, die z. B. gleich im anschließenden Heimspiel gegen die Holzer den Ausschlag geben konnte. Der Profit auf dieser Seite ist also klar zu sehen - umwerfend ist er allerdings nicht (keine permanente Verbesserung, höchstens vielleicht 1-2 WP mehr eingespielt).

Zum anderen Handelspartner: Tonivit unter Standby Ralf Eerenstein hatte bereits die Qualität vor der totalen Verflüssigung abgestoßen (Monster, Mampfers, Dampflok hatten als erste zugegriffen). Relativ nahe an der letzten Handelsrunde hätten die beiden Spieler mit einem NL-Wert von ca. 1000 kKj (mit fertigen Qualifikationen sogar 1100 kKj) vielleicht 1350 kKj auf dem Markt erzielen können (in der selben Runde wurde vom GM-Angebot ein S III 9 für 567 verkauft).

Die Zusatzabsprache und deren Auslegung

Daß Tonivit dennoch den Handel abschloß, lag an einer mündlichen Zusatzabmachung, nach der ich ihm in der nächsten Saison gleichwertige Spieler zu "denselben Bedingungen" zurückgeben sollte. Diese Spieler hätte er auf dem freien Markt dann nicht ohne weiteres bekommen; da Tonivit ohnehin sein Geld wieder anlegen mußte, um vom finanziellen Reibach zu profitieren, war dies ein Schritt zur Wiederherstellung einer neuen Mannschaft.

Zu Beginn (!) der neuen Saison rief Ralf mich dann an und verlangte zwei II 8-er für 1138 kKj. Dies verstand ich nun allerdings keineswegs als "dieselben Bedingungen": Bei mir hatten die II 8-er nur drei Runden gespielt und hatten hoch trainierte Feldtalente verdeckt, Ralf dagegen wollte Stammspieler für Löcher in seiner Mannschaft, noch dazu für eine ganze Saison. Schließlich wurden wir uns nicht einig, Ralf begann zu schimpfen, und ich war nicht in der Laune, ihn darauf hinzuweisen, daß man über einen Rücktausch wieder in der 5. Runde ja mal nachdenken könnte.

Die von mir geforderten "regulären Marktpreise", zu denen ich die Spieler in der ersten Runde tatsächlich zurückgegeben hätte (ca. 1200 kKj pro Spieler), wollte Ralf nicht bezahlen. Immerhin habe ich dann in Runde 3 Hintenmaus V II 8 für 1150 an die Untere Linde verkauft - so unrealistisch kann meine Forderung also wohl nicht gewesen sein! (Oder habe ich da Thomas Schneider abgelinkt, hä ? GM-Angebot, erste Runde: S II 9 für 1113 ...)

Zeitlicher Ablauf eines Handels

Wie dem auch sei: Es war ein privater Handel geschlossen worden, bei dem ich mit realen Werten, Ralf aber mit ideellen Werten gerechnet hatte. Ich erwähne hier ausdrücklich, daß Frank Altpeter sowohl in dieser als auch in der letzten Saison darauf hingewiesen hat, daß er Bedingungen auf einen späteren Handel nur bei erneuter Einreichung dieses späteren Handels auswerten würde - das heißt nicht mehr und nicht weniger, als das solche Bedingungen zum Zeitpunkt des ersten Handels nicht rechtskräftig sind.

In den Regeln z. B. von Oberfoul steht aufgrund ähnlicher und noch viel krasserer Fälle explizit, daß ein privater Handel zu einem Zeitpunkt stattfindet und unteilbar ist.

Spielerverleih

Ein nettes Beispiel: In den United-Originalregeln von Alan Parr, in der Übersetzung von Dietmar Pfohl, sind private Handel zu jedem beliebigen Zeitpunkt erlaubt.

Ein Verein, der zusätzlich zu seinen Ligaspielen noch am Pokal teilnimmt, kann also vor dem Pokalspiel von einem bereits ausgeschiedenen Verein einen bzw. mehrere Spieler 'ausleihen' (kaufen für eine geeignete Summe) und nach dem Pokalspiel 'zurückgeben' (gleichwertige Spieler für dieselbe Summe minus der 'Leihgebühr').
Dieser Trick ist in Oberfoul praktiziert worden; Frank Altpeter hat zu seiner Verhinderung private Handel auf einige wenige Zeitpunkte (inzwischen auf nur noch einen Zeitpunkt) limitiert.

Um das obige Beispiel weiterzudenken: Es könnte ja passieren, daß die 'Pfand-Summe' aus irgend einem Grunde nicht dem Wert der Spieler entspricht (wer hat schon das Pfand für drei I 10-er auf Lager ?). Daher könnte man versucht sein, bei einem solchen Handel den 'Partner' zu stabben. (Wer sich auf solche Sauereien überhaupt einläßt, der verdient es nicht besser - oder ?)

Kann man nun aber einen bedingten Handel auf die Zukunft formulieren, dann kann man diese Gefahr völlig ausschließen, indem man den Hintausch bedingt auf den erfolgreichen Rücktausch formuliert - d. h. es gehen entweder beide Handel oder gar keiner.
Damit wäre dem Spielerverleih, der wohl nicht im allgemeinen Interesse des Spieles ist, Tür und Tor geöffnet.

Das wäre an sich nicht so schlimm (d. h. es ist erst mal eine Geschmacksfrage, was man sich eben überhaupt unter United vorstellt ...), aber nun beginnen weitaus grundsätzlichere Probleme.

Zeitreisen

Angenommen, ein Handel wird so formuliert, daß der GM die Durchführbarkeit des Rücktausches zum Zeitpunkt des Hintausches überhaupt nicht überprüfen kann? Wie soll er in diesem Falle (konkret ist der ursprünglich diskutierte Handel zwischen Sing Sing und Tonivit gemeint) vorgehen?

Selbst wenn ich ihm verspreche, daß ich den Rückhandel wirklich abschließen will, kann ja alles mögliche passieren, um die Durchführbarkeit zu verhindern, z. B. könnte ich das Rücktausch-Objekt inzwischen an einen dritten Verein oder an die NL verkaufen, ich könnte es durch nicht erhaltene Trainings-WP einfach nicht geschafft haben, gleichwertige Spieler für die Rückgabe zu besitzen, das Rücktausch-Objekt könnte fünf rote Karten erhalten haben und für den Rückkäufer damit nicht mehr akzeptabel sein - muß ich weiterschreiben?

Es ist schlicht und einfach nicht möglich für den GM (der ohnehin überlastet bleiben wird, solange er nicht UNITED/XY einsetzt), irgendwelche Vorgänge dieser Art zu berücksichtigen und jeden denkbaren Fall vorauszusehen. Schließlich ist das ja wohl auch Sache der Manager, die den Handel abschließen ...

Fazit

Ein privater Handel darf keine Bedingungen enthalten, die sich auf zukünftige Ereignisse beziehen.

Mein 'Vergehen' im Falle Tonivit, wenn überhaupt ein solches vorliegen sollte, war es, daß ich dies aufgrund längerer Spiel-Erfahrung bereits wußte und es Ralf nicht mitgeteilt habe. Da ein Rücktausch zu tatsächlich 'gleichen Bedingungen' mir nicht wesentlich geschadet hätte (statt 1138 kKj für zwei II 8-er habe ich schließlich einen I 9-er für drei II 8-er bekommen) und der Ruf eines Handelspartners in United ebenfalls eine Art 'Kapital' darstellt, konnte ich gar kein Interesse daran haben, Tonivit zu stabben.

Gescheitert ist der Rücktausch daran, daß Ralf glaubte, eine nicht in den Regeln vorgesehene mündliche Absprache anders auslegen zu müssen als ich. Ich gebe gerne zu, daß ich einem anderen Verein als dem 'Geldsack' Tonivit bei Saisonbeginn in der Höhe der Rückzahlung vielleicht etwas entgegengekommen wäre - das liegt an meiner Abneigung gegen das System, Geld an der Alterung vorbeizumogeln. (Zum Glück und aufgrund von Anregungen aus Oberfoul, die ich wesentlich mit getragen habe, werden langsam in immer mehr United-System Steuerregelungen eingeführt.)

Diesen Artikel habe ich vor fast genau zwei Jahren einmal in der Rundschau veröffentlicht, als die hier beschriebenen Vorfälle aktuell waren.

Da das Thema als solches (Bedingungen bei Privatem Handel) zeitlos zu sein scheint, habe ich ihn mal wieder hervorgekramt. Es kann nicht schaden, wenn auch die Leser des United-Forums solche Geschehnisse beurteilen können - vor allem jeder GM mag sich sein Teil dabei denken ...