Warum ist der Torwart Torwart?

(Bernd Lautenschlager)

Was ist mir nicht alles passiert ... Da habe ich einen Spielerkader von 12 SpielerInnen, und nach einer einzigen Sperre muß ich schon mit 10 Mann spielen. Wie das geht? Klar, ich hatte das Unglück, über zwei Torhüter zu verfügen.

Mit ist völlig klar, daß der oben beschriebene Fall nur auf wenige United-Mannschaften zutrifft, aber nachdem die derzeitige Regelung mich vielleicht sogar die Meisterschaft gekostet hat und ich außerdem selbst im "Real-United" (Fußball also) von Torwart bis Rechtsaußen schon alle Positionen gespielt habe, möchte ich doch in der Hoffnung auf rege Diskussionen eine Änderung vorschlagen.

1. Wie kommt man zu zwei Torhütern?

Das ist nicht weiter schwer. Eine neu aufgebaute Mannschaft verfügt in ziemlich vielen Fällen über ein Torwart-Talent (meist verbunden mit einem starken Ausputzer). Der Manager, der um die Schwachstelle in seinem Team weiß, erblickt dann voll Freude im ersten GM-Angebot eine(n) T II 9 und opfert die ganze Kohle, die er zur Verfügung hat (um dann nur aufgrund des besseren Tabellenplatzes die Spielerin zu bekommen). Mit dem Kontostand kann man natürlich jegliche Hoffnung auf einen weiteren Spieler fahren lassen ...

2. 'Normale' Spiele

Mit T II 9, durch Härte auf 10 verbessert, und A I 10 hat man nun eine Hintermannschaft, die den Gegnern haushoch überlegen ist. Man muß nur irgendwie selbst an Torchancen kommen. In irgend einem 'normalen' Spiel gibt's dann aber mal eine Rote Karte bzw. Gelbsperre.

3. 'Spezielle' Spiele

Und dann passiert der oben beschriebene Fall. Elf Spieler spielberechtigt, aber nur zehn können auf dem Platz sein. Der Ersatztorwart sitzt immer noch auf der Reservebank und malt Portraits des GM ...

Hier stellt sich mir die Frage, ob ein Spieler, egal wie ungewohnt die Position für ihn ist, absolut nichts bringt und auch gar nichts bringen darf. Ich denke, daß selbst ein im Feld herumstehender Torwart zumindest die Aufmerksamkeit eines Gegenspielers auf sich zieht, wenn er schon nicht selbst an der Erringung von Torchancen beteiligt ist. Auch als Freistoßschützen könnte ich mir einen Torwart gut vorstellen (den Abstoß macht er ja wohl auch selber). Ein Nachteil könnte höchstens noch sein, daß der Spieler mal im Abseits steht, aber die Chance ist doch wahrlich gering! Als Illustration kann ich es mir nicht verkneifen, auf den kolumbianischen WM-Turhüter Rene Higuita zu verweisen, der auf jeden Fall auch als Feldspieler durchgehen könnte (wenn er noch einen anderen Torwart hinter sich hat ...). Allerdings möchte ich noch anmerken, daß mir die Idee zu diesem Artikel schon vor der WM kam.

Noch ein großer Vorteil des elften Feldspielers ist seine Möglichkeit, Karten 'abzufangen'. Ich habe - sehr zu meinem Leidwesen - nie Stochastik gehabt (und werde es auch nicht mehr haben), aber ich bin mir doch ziemlich sicher, daß bei elf Spielern die Wahrscheinlichkeit einer Roten Karte bei gleicher Strafenzahl geringer ist als bei zehn Spielern. Die Argumente, der Torwart könne wohl nicht foul spielen, muß ich zurückweisen: Durch die ungewohnte Umpositionierung halte ich es sogar für wahrscheinlicher, daß er versehentlich Fouls begeht - er weiß eben nicht so haargenau, in welchen Situationen sich ein Hineingrätschen lohnt ... hoffentlich kommt jetzt keiner, der nun pauschal eine Strafe mehr pro Spiel fordert, wenn ein Torwart im Feld spielt ...

4. Mein Vorschlag

Da ein Feldspieler vor allem über Antrittsstärke und Schnelligkeit verfügen muß, während es bei einem Torwart vor allem der Reaktionsschnelligkeit und Übersicht bedarf, glaube ich nicht, daß man vor der Stärke des Torhüters im Tor auf seine Stärke im Feld schließen kann. Darum können wir wohl pauschal einen Punkt ansetzen. Normalerweise ist ein Torwart im Feld also eine unbedeutende 'Verstärkung', aber er kann eventuell spielentscheidend sein. Selbst mit Stufe Null würde es sich aber auch noch lohnen, wenn der Spieler wie oben beschrieben als 'Kartenfänger' dienen soll.

Jetzt gibt es noch das Problem mit dem T nT 0 - das soll wohl nach Möglichkeit nicht auf Stufe 1 steigen. In diesem Punkt müßte man die Regel also einschränken. Oder man denkt noch ein bißchen weiter (Achtung, Leute, jetzt kommen die unverschämten Forderungen!).

5. Kann ein Spieler total ineffektiv sein?

Nein - das habe ich oben schon erklärt. Aber zu Beginn der Saison kommen doch öfters Spieler vor, die mit Stufe 0 spielen: Die neu entdeckten Talente! Aus denselben Gründen wie oben frage ich mich jetzt also, warum Talente als nT 0 starten und nicht als nT 1, welches natürlich genauso viermal eingesetzt werden muß, bevor es Stufe 2 erreicht! Da alle Mannschaften die gleiche Anzahl von Talenten entdecken können, ist der Vorteil minimal auf der Seite der schwächeren Teams, da sich das Verhältnis der Wertpunkte im Vergleich zu den starken Teams etwas verbessert. Obendrein lohnt es sich dadurch nicht so sehr, ein Talent einspielen zu lassen (wo dies noch erlaubt ist), weil man eben noch einen Wertpunkt mit hergibt.

Ich hoffe, ich habe Euch meine Standpunkte so halbwegs klar machen können - für Kritik bin ich offen, also schreibt Eure Meinungen zu diesen Themen!

Alan Parr hat in der Tat (siehe eines der alten Hefte) schon mal darüber nachgedacht, daß jeder Spieler eine automatische Mindestwirkung (additiv zu seiner Stufe) haben könnte. Ich kann mir allerdings ganz gut vorstellen, daß ein Spieler total ineffektiv ist. Ganz abgesehen davon, daß er z. B. verletzt in einer Ecke des Stadions liegen könnte, nachdem das Team bereits zweimal ausgewechselt hat (ob in dieser Hinsicht wohl jemals ein vernünftiger Regelvorschlag kommt?), kann ein sehr schwacher Spieler sogar einen negativen Einfluß auf das eigene Spiel haben: Er kann im eigenen Strafraum den Kameraden im Weg stehen, wenn der Ball kommt (das konnten ja sogar Kohler, Buchwald und Augenthaler gegen England), er kann zahllose Fehlpässe produzieren, er kann Eigentore schießen - lassen wir es dabei bewenden.

Umgekehrt fällt mir da die deutsche Nationaltorfrau ein, die in ihrem Verein Linksaußen spielt - das ist kein Gag! Ein technisch begabter Spieler (ich mag diese ...In-Ungetüme einfach nicht!) kann durchaus seinem Team nützlich sein, und wenn die Begabung (oder wenigstens die aktuelle Leistungsfähigkeit) durch die Stufe eines Spielers repräsentiert wird, dann sollte man diese bei eine Torwart-im-Feld-Regel nicht vernachlässigen.

Man könnte jetzt wild drauflos phantasieren, in welchen Reihen ein Torwart wie gut spielen kann - leider haben wir nicht genug Higuitas, um genug Zahlenmaterial für eine ordentliche Analyse aufzutreiben. Ein Drittel der Stufe wäre aber wohl vertretbar, denn einen T 9 stellt wohl niemand freiwillig als F 3 auf, wenn er nicht dazu gezwungen wird.

Hat "T im Feld" etwas mit Erfahrung zu tun? Ein alter Fuchs zwischen den Pfosten kennt sich im Stellungsspiel recht gut aus und dürfte daher als Verteidiger schon etwas taugen, auch wenn er nicht mehr flink genug sein wird. Das Alter als Stufe in V, als WP-Zahl in A, als Obergrenze für die Leistungsfähigkeit in einer beliebigen Reihe? (Einen T nT 2 sinnvoll im Feld herumturnen zu lassen widerstrebt mir denn doch.) Ideen gäbe es genug.

Der Effekt, den der 11. Mann als Kartenabfänger hat - Martin Ahlemeyers Programm liefert jedem, der konkrete Werte haben will, die exakten Zahlen. Einen Moment bitte - aha. Also: Wenn Härte auf den Torwart eingesetzt wird (ungefähr um diesen Effekt geht es hier ja), dann sinkt der Erwartungswert an Roten Karten (unabhängig von der Anzahl der eingesetzten Härtepunke) um etwa 6-8%, wobei die 6% dann erreicht werden, wenn die Härte gleichmäßig auf alle Reihen verteilt wird, die 8% dagegen, wenn nur der Ausputzer mit Härte verbessert wird. "Ungefähr" soll heißen, daß durch den Torwart die Anzahl der Treffermöglichkeiten zwar ebenfalls um 1 erhöht wird, aber im Minimum von 11 auf 12, während der T im Feld eine Erhöhung von 10 auf 11 usw. bewirken würde. Das könnte sich minimal stärker günstig auswirken.

Nebenbei sollte man nicht vernachlässigen, daß ein Torwart selbst mit Stärke 0 auf dem Feld etwas bringen würde. Mit einem einzigen S 10 könnte man dann die 3:1-Regel halten, während man andernfalls einen zweiten Feldspieler in den Sturm stellen und wertvolle WP ziemlich sinnlos verbraten müßte. Besser 6-10-30-30-10 als z. B. 6-10-30-25-14 (mit MS II 8 und MS III 6). Der T nT 0 darf übrigens als uneingespieltes Talent nur in T spielen - die Gefahr der 'Verstärkung' um 1 WP bei einem Feldeinsatz dieses Spielers besteht also gar nicht.

Was allerdings gegen einen Effekt eines Torwarts im Feld sprechen würde, wäre die Verlockung, eventuell keinen Spieler mehr auf der Torwartposition aufstellen zu müssen. Allein die Idee, man dürfte 0-10-30-50-20 spielen! Und dann den Heimvorteil in die Verteidigung! Ob der Gegner wohl merkt, daß er mauern muß, um gewinnen zu können? Würde der Torwart Feldspielerqualitäten haben, dann sähe ein entsprechendes Verbot etwas künstlich aus.

Zur Stärke der Talente habe ich in irgendeiner englischen Regel gelesen, daß dort Talente während der Einspielphase auch schon Stufe 2 haben. Das ist auch durchaus vertretbar. Es ist bisher doch ein Glücksspiel, ob man auf einen Gegner trifft, der beschlossen hat, seine Talente in anderen Spielen einzuspielen. Und mit drei Talenten gegen 11 'richtige' Spieler kann man kaum einen Blumentopf gewinnen. Bleibt allerdings zu beachten, daß eine solche Änderung nur in einer vernünftigen Regelumgebung funktioniert, d. h. nicht etwa beliebig viele Talente pro Saison oder gar NL-Verkauf eines uneingespielten Talents für 200 kKj.! United würde z. B. auch nicht schlechter, wenn ein uneingespieltes Talent Stärke 6 hätte - dann wäre die Talenteinspielerei vermutlich komplett ausgerottet (die lohnt sich solange, wie ein normaler Spieler deutlich stärker ist als ein frisches Talent), und die Talenteinspielphase brächte lauter vernünftige Ergebnisse. Ich sehe im Augenblick nichts, was gegen ein solches Modell sprechen würde. (Wollt ihr einen UNITED/XY-Parameter für die Talent-Stufe in den ersten 4 Einsätzen? Wollt ihr einen Parameter für die Anzahl dieser Einsätze?) Ich habe in AUFSTIEG schon mal einen VM nT 2 angeboten, der im Sturm Stärke 13 hatte, solange er weder trainiert noch in S eingespielt wurde (danach würde er zu einem normalen VM nT 3 bzw. VMS nT 2). Leider hat der Käufer das erst nach dem Kauf so richtig begriffen, und da war sein Verein schon ruiniert...